Weilandt: Warten auf die nächste Party

21.1.2015, 13:56 Uhr
Weilandt: Warten auf die nächste Party

© Foto: Zink

Fünf Tore waren Tom Weilandt bislang in dieser Spielzeit gelungen. Und damit jetzt schon zwei mehr als am Ende der Vorsaison, er ist damit bislang Fürths erfolgreichster Torjäger – obwohl er Außenbahnspieler ist. Die Stürmer Kacper Przybylko (vier) und Robert Zulj (drei) lassen die Abwehrspieler der zweiten Liga nicht wirklich erzittern.

Das wäre an sich kein Problem, wenn die Spieler von allen anderen Positionen die Tore machen. Doch so ist es diesmal nicht. Weil Weilandt sich nach seinen zwei Treffern gegen Erzgebirge Aue im Oktober (Endstand: 2:0) an die gemeinsame Zeit mit Marek Mintal – Spitzname: Phantom – bei Hansa Rostock erinnerte, war er auch in dieser Zeitung sofort „das Phantom von Fürth“.

Ironischerweise geriet jene Überschrift in den folgenden Partien bis zur Winterpause zum Arbeitstitel seiner Spielweise. Der 22-Jährige tauchte ab, ihm gelangen lediglich noch zwei Torvorlagen. Trainer Frank Kramer nahm ihn gegen Darmstadt und Leipzig sogar aus der Startelf. Dennoch ist er mit Niko Gießelmann, Robert Zulj, Kacper Przybylko, Marco Stiepermann und Benedikt Röcker im Kreis von Kramers Auserwählten, die in allen bisherigen 19 Spielen zum Einsatz kamen.

Sein Coach beschrieb ihn einmal als „Grübler“, der sich über Fehler im Spiel lange den Kopf zermartert. Doch wer ihn in diesen Tagen im Kreis seiner Kollegen erlebt und ihm beim Plaudern bei türkischem Tee zuhört, der erlebt einen selbstsicheren, witzigen und trotz der angespannten Situation entspannten jungen Fußballer. Einen, der weiß, was er und die ganze Mannschaft eigentlich können.

„Wir hatten eine kleine Durststrecke zum Schluss“, verniedlicht er die Torflaute im Winter. „Aber jetzt im Trainingslager legen wir die Grundlagen, damit es aufwärts geht.“ Vor allem auf die Rückkehr zum mutigen Angriffsfußball, den Kramer kurzzeitig in die Schublade einschloss, freut sich Weilandt. „Pressing liegt mir“, sagt er. Und auch seine Mitspieler gehen jetzt entschlossener nach vorne. „Man sieht, dass es runder wird“, war auch Kramers Fazit nach dem Testspiel am Dienstag gegen den FC Thun.

Der Tabellenfünfte der schweizerischen Liga war zwar nicht das Kaliber des ersten Testspielgegners Ludogorets Rasgrad. Doch das Ergebnis kam auch dank der konzentrierten Offensive der Fürther zustande. Sebastian Freis verwandelte kaltschnäuzig eine flache Hereingabe von Johannes Wurtz (15. Minute), der wiederum eine Flanke von Marco Caligiuri mit dem Kopf verarbeitete (45.).

Mit dem Schlusspfiff erhöhte Linksaußen George Davies nach doppeltem Doppelpass mit Robert Zulj auf 3:0. Der Coach wechselte erneut zur Halbzeit komplett durch, behielt aber das neu einstudierte 4-1-4-1 bei. Es ist die offensivste Aufstellung aller möglichen beim aktuellen Kleeblatt — obwohl mit Freis in der ersten Hälfte und Przybylko in der zweiten nur je ein Mittelstürmer auf dem Platz ist, stehen die Mittelfeldspieler höher.

Hip-Hop und Schlager

In dieser vorderen Viererkette wirbelte in der ersten Hälfte Weilandt auf der linken Seite. Seine Bilanz liest sich gut: Balleroberungen, eine Direktabnahme und ein Sololauf mit anschließendem Distanzschuss fanden zwar nicht den Weg ins Ziel, doch er ist sich sicher: „Die Gegner werden ihre Probleme mit uns haben, wenn wir den Stil verfeinern.“

Eine Stilfrage ist auch die Musik in der Umkleidekabine vor und nach dem Spiel. Weilandt gehört zum exklusiven Kreis der Discjockeys. „Ich gebe Schröcki immer die neuesten Lieder“, sagt er.

Gemeinsam mit Niko Gießelmann, der die Lautsprecherbox stellt, und Benedikt Röcker beginnt das Warmmachen mit R’n’B, Hip-Hop und House. Bei einem Sieg legen Röcker und Gießelmann gerne mal Schlager und Ballermann-Hits auf. Doch dafür muss die Mannschaft erst einmal wieder gewinnen. Weilandt ist sich sicher: Die nächste Kabinen-Party steigt schon bald.

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