Zwei Franken leiteten den Wahnsinn von Camp Nou

9.3.2017, 13:37 Uhr
Der Franke Deniz Aytekin steht auf der Weltbühne des Fußballs.

© Reuters / Albert Gea Livepic Der Franke Deniz Aytekin steht auf der Weltbühne des Fußballs.

Im Januar 2003 leitete Deniz Aytekin als Bayernliga-Schiedsrichter noch die Hallenmeisterschaft im Kreis Nürnberg/Fürth am Berliner Platz. Schon damals zeichnete sich ab, dass der gebürtige Nürnberger mit Wohnsitz in Oberasbach eigentlich mehr drauf hat, viel mehr.

Im September 2008 gab er sein Bundesliga-Debüt, seit 2011 ist er Fifa-Schiedsrichter. Längst zählt der 38-Jährige zu den Besten Europas - auch deswegen hatte ihn die Uefa am Dienstagabend in Barcelona eingeteilt. Als Torrichter hatte er mal wieder Benjamin Brand (27) aus Unterspiesheim dabei, einem Ortsteil der Gemeinde Kolitzheim im südlichen Landkreis Schweinfurt.

Erst im Sommer 2015 hatte ihn der DFB zum Bundesliga-Schiedsrichter befördert, zu Aytekins Gespann zählte er aber schon länger. Am Mittwochabend schaute plötzlich die versammelte Fußball-Welt auf die beiden Franken. Es lief die 48. Minute, als Barca-Star Neymar im Strafraum über den strauchelnden PSG-Verteidiger Meunier stolperte und Aytekin zunächst auf Abstoß für Paris entschied.

Zweiter Strafstoß umstritten

Erst nach Rücksprache mit seinem Torrichter Brand deutete Aytekin auf den Elfmeterpunkt, wohl zu Recht. Allerdings hätte er in der ersten Halbzeit auch einen Strafstoß für Paris geben können, vielleicht sogar müssen; Mascherano war der Ball bei einer Grätsche an den Arm gesprungen. Aytekin verhängte trotzdem zwei Elfmeter, einen davon kurz vor Schluss - bei der Wahnsinns-Aufholjagd des FC Barcelona gegen Paris Saint-Germain stand der fränkische Unparteiische mehrfach im Fokus. Nach dem 0:4 im Hinspiel musste Barcelona mit fünf Toren Unterschied gewinnen, bis zur 88. Minute stand es noch 3:1. Dann überschlugen sich die Ereignisse.

Zumindest der zweite Strafstoß für Barça, den Neymar in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 5:1 verwandelte, war am Mittwochabend äußerst umstritten. "Die Schiedsrichter-Entscheidungen gingen gegen uns und wir haben alles in den letzten Minuten verloren", sagte PSG-Trainer Unai Emery. Sein Verteidiger Thiago Silva ärgerte sich ebenfalls: "Es soll keine Entschuldigung sein, aber es war kein Foul an Suárez", meinte er auf der Vereinswebsite.

Nach einem langen Ball in den Strafraum war der Uruguayer im Zweikampf mit Marquinhos zu Boden gegangen. Zwar hatte es zwischen beiden eine Berührung gegeben, Suárez war jedoch sehr leicht gefallen. Bereits Mitte der zweiten Hälfte hatte der Angreifer versucht, einen Elfmeter zu schinden. Aytekin hatte den Täuschungsversuch jedoch entlarvt und Suárez die Gelbe Karte gezeigt.

Trotz des aus seiner Sicht unberechtigten Strafstoßes in der ersten Minute der Nachspielzeit wollte Thiago Silva den Schiedsrichter nicht für das Ausscheiden in der Champions League verantwortlich machen. "Wir dürfen dem Schiedsrichter nicht die Schuld geben, weil wir nicht in der Lage waren, unser Spiel zu spielen."

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