Bahn rüstet bei Sicherheit nach: Schlupflöcher bleiben

27.7.2016, 16:40 Uhr
Die Deutsche Bahn will in Sachen Sicherheit nachrüsten. Doch Schlupflöcher werden trotzdem bleiben.

© Paul Zinken/dpa Die Deutsche Bahn will in Sachen Sicherheit nachrüsten. Doch Schlupflöcher werden trotzdem bleiben.

Wenn sich bei der Bahn die Fahrgäste nicht sicher fühlen, ist das am Ende auch schlecht fürs Geschäft. Im Zweifel nimmt der Reisende dann eher das eigene Auto. Bahnchef Rüdiger Grube ist es deshalb wichtig, auf die Anstrengungen der Deutschen Bahn für mehr Sicherheit in den Zügen und an den Stationen hinzuweisen. Auch wenn die Bahn von den Anschlägen und Angriffen der jüngsten Zeit nur einmal betroffen war - bei der Axt-Attacke von Würzburg.

Rund 500 Sicherheitsleute sollen "in den nächsten Jahren" zusätzlich eingestellt werden. Derzeit sind es 3700. Außerdem werden rund 5000 Bundespolizisten im Bereich der Bahn eingesetzt. "Sowohl wir als auch die Bundespolizei werden in den Bahnhöfen verstärkt sichtbar zu erkennen sein", kündigte Grube am Mittwoch bei Vorlage der Halbjahresbilanz in Berlin an.

Ein Drittel der Sicherheitskräfte in Zügen

Ob das Personal reicht, wird Grube gefragt. "Ungefähr ein Drittel der Sicherheitskräfte haben wir in Zügen und zwei Drittel an unseren Bahneinrichtungen", sagt Grube. Er sagt nicht, wie viele Sicherheitsleute nötig wären, um in jedem Zug einen oder zwei von ihnen mitfahren lassen zu können. In Deutschland sind täglich rund 23.000 Regionalzüge und S-Bahnen unterwegs sowie 1300 Fernzüge.

Die Gewerkschaft EVG weist auf eine Tendenz bei der Bahn hin, zunehmend Aufgaben, die die Konzerntochter DB Sicherheit wahrnehme, an Dritte vergeben zu wollen. "Damit muss jetzt Schluss sein", sagt der Vize-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Grube erinnert daran, dass der Regionalverkehr von den Bundesländern bestellt wird. In den Ausschreibungen für die Streckennetze stehe dann auch, wie die Sicherheit organisiert werden soll.

Körperkameras ab 2017 bundesweit

Unabhängig davon wolle die Bahn die Körperkameras (Bodycams), die von der Bahn gerade in Berlin bei ihren Sicherheitsleuten getestet werden, nun spätestens Anfang 2017 bundesweit einführen. Die Bundespolizei hat mit den kleinen Kameras an der Brust oder auf der Schulter von Beamten bereits gute Erfahrungen gemacht. Die Geräte, bei denen sich der Angreifer auf einem Mini-Monitor selbst sieht, haben eine deeskalierende Wirkung.

Darüber hinaus sind derzeit 27.000 Kameras in Zügen des Regional- und S-Bahnverkehrs installiert. Damit sind nahezu die Hälfte aller Nahverkehrszüge mit Videotechnik ausgestattet. Auch das kann eine abschreckende Wirkung haben, zumindest sind Täter im Nachhinein leichter identifizierbar. Terroristen dürften sich nicht abhalten lassen, setzen sie doch gerade auf die Wirkung bewegter Bilder ihrer Anschläge.

Müssen wir deshalb bei der Bahn bald mit Kontrollen wie an Flughäfen leben? "Nein. Wir leben in einem offenen System. Das ist auch das, was der Kunde schätzt am Zugverkehr", sagt der Bahnchef. Dieser sei "so breit und so flächig angelegt", dass es hundertprozentige Sicherheit nicht gebe. Und wenn man strenge Kontrollen nur an den großen Bahnhöfen verwirkliche, "gibt es zu viele Schlupflöcher, durch die man kommen kann". Also wird das Bahnfahren im Prinzip so bleiben, wie es ist.

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