DB Schenker testet autonomes Fahrzeug im Nürnberger Hafen

10.7.2018, 19:12 Uhr
DB Schenker stellte das neue, autonom fahrende Transportfahrzeug in seinem Areal am Nürnberger Hafen vor.

© Michael Matejka DB Schenker stellte das neue, autonom fahrende Transportfahrzeug in seinem Areal am Nürnberger Hafen vor.

Dass aufgerechnet die Nürnberger Destination des globalen Paketriesen DB Schenker für den "weltweit ersten Pilotversuch" bei einem Logistiker ausgesucht wurde, kommt nicht von ungefähr. Der Standort verschickt pro Tag rund 2500 Tonnen Sendungen per Lkw sowie See- und Luftfracht in alle Welt. Damit ist er laut Standortchef Harald Scheler "in Deutschland und Europa einer der bedeutendsten".

Aus dem Areal im Hafen werden täglich 1100 Container auf Füßen, die Fachleute sprechen von Wechselbrücken, hin- und herbewegt. Den Transport der Container übernimmt ein Spezialfahrzeug, das sogenannte Wiesel. Ein herkömmliches Wiesel kommt auf dem 800 Meter langen Gelände schon mal auf 150 Kilometer Streckenleistung am Tag. Für das Pilotprojekt wurden von der Firma Kamag Transporttechnik aus Ulm vier Wiesel mit viel Zusatztechnik so ausgerüstet, dass sie auf dem Areal mit 130 Laderampen autonom unterwegs sein können.

Die automatisierten Wiesel sollen in der Pilotphase zeigen, ob der Betrieb so "wirtschaftlicher und effizienter" werden kann. Dieses Ziel formuliert Erik Wirsing, bei Schenker Vizechef der Sparte Global Innovation. Er will das Segment mit fahrerlosen Transportsystemen weiter ausbauen. Hierfür schaut sich Wirsing vier Aspekte im Testbetrieb unter realen Bedingungen an. Dabei geht es etwa um die Anforderungen an die IT. Das automatisierte Wiesel muss wissen, was wo steht und wo es hin muss.

Erste Bilanz ist positiv

Mit diesen Daten müsse das autonome Fahrzeug den richtigen Stellplatz finden und die richtige Wechselbrücke mit dem passenden Inhalt identifizieren. Bei der Machbarkeit liegt der Blick etwa auf der Performance. Immerhin muss der Container passgenau unterfahren und aufgenommen werden. Das Ganze ohne etwa die Laderampe zu beschädigen. Außerdem muss das Gefährt ohne Fahrer auf dem Firmenareal vorwärts und rückwärts frei navigieren können.

Zum Sicherheitskonzept gehören beispielsweise die Lasersensoren, die rechtzeitig andere Fahrzeuge, Personen oder Hindernisse auf der Fahrstrecke erkennen müssen. Ausweichen kann das autonome Versuchsfahrzeug nicht, aber es bremst rechtzeitig. Am Ende müssen dann die Investitionskosten für einen Regelbetrieb und die Akzeptanz der Mitarbeiter bewertet werden. "Wir sind positiv überrascht", zieht Wirsing eine erste Bilanz über die vier Wiesel im drei-Schichtbetrieb.

"Fahrer nicht einsparen, sondern entlasten"

Außer "Forschung kostet Geld" will er aber nichts über die Investition für den Pilotversuch sagen. Es gehe ihm auch nicht darum "Fahrer einzusparen, sondern zu entlasten". Angesichts des rasant wachsenden Paketaufkommens durch die vielen Internetbestellungen stehe das Schlagwort von der Logistik 4.0 weniger für Digitalisierung als für "Vier Fahrzeuge, Null Fahrer", bringt er die aktuellen Branchensorgen auf den Punkt.

Funktioniert die Testphase gut und rechnet sich die Anschaffung, könnten bald in allen 420-Schenker-Standorten automatisierte Wiesel zum Einsatz kommen. Kamag-Geschäftsführer Bernd Schwengsbier ist jedenfalls optimistisch. Er rechnet für das nächste Jahr mit einer "standardisierten Marktreife".

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