Siemens streicht in Nürnberg "nur" 590 Jobs

27.9.2016, 14:18 Uhr
Der Konzernumbau bei Siemens geht weiter. 1700 Arbeitsplätze werden nun gestrichen.

© dpa Der Konzernumbau bei Siemens geht weiter. 1700 Arbeitsplätze werden nun gestrichen.

Nach wochenlangen Verhandlungen einigte sich das Unternehmen mit Arbeitnehmervertretern auf einen entsprechenden Interessenausgleich für die deutschen Standorte, wie ein Siemens-Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage sagte.

Der Abbau fällt damit nur etwas geringer aus als ursprünglich geplant: Zunächst war von rund 2000 Stellen in Deutschland und 2500 Jobs weltweit die Rede gewesen, die gestrichen oder verlagert werden sollten. Am stärksten betroffen sind vier Standorte in Bayern: In Nürnberg geht es um 590 statt wie ursprünglich geplant um 730 Jobs und in Ruhstorf nahe Passau um 600 statt 710 Arbeitsplätze.

In Bad Neustadt/Saale sollen nun 330 Stellen gestrichen werden statt der zuvor geplanten 370 Stellen und an zwei Erlanger Standorten 130 Jobs statt 160 wie in den ersten Planungen vorgesehen. Der Abbau soll nach Siemens-Angaben bis spätestens Ende September 2020 umgesetzt sein.

Siemens durchforstet derzeit alle Prozesse im Konzern auf der Suche nach Sparpotenzialen - darunter auch die Ausbildung. Deswegen gingen vergangene Woche in Nürnberg und Erlangen Hunderte Beschäftigte auf die Straße. Beschlossen ist allerdings in diesem Bereich noch nichts.

Siemens hatte die Einschnitte vor allem mit der Nachfrageflaute in der Öl- und Gasbranche begründet, die Preisdruck und eine mangelnde Auslastung der Werke mit sich bringe. Das Geschäftsfeld mit zuletzt weltweit rund 45.000 Beschäftigten bietet etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Damit ist es auch stark von der Rohstoffpreisentwicklung abhängig. Den betroffenen Mitarbeitern will der Elektrokonzern möglichst alternative Jobs an anderen Stellen im Unternehmen bieten und sie dafür falls nötig auch entsprechend qualifizieren. Außerdem sind Abfindungen, Altersteilzeit oder Möglichkeiten zum Übergang in Auffanggesellschaften vorgesehen.

Derzeit sei noch offen, wie viele Mitarbeiter innerhalb des Konzerns auf andere Arbeitsplätze wechseln könnten, sagte ein Sprecher. Siemens hatte die Kosten für die Maßnahmen auf rund 200 bis 300 Millionen Euro eingeschätzt. In einem internen Interview, das dpa vorliegt, erklärte Siemens-Personalchefin Janina Kugel, die Gespräche seien nicht leicht gewesen, immerhin gehe es "um schmerzhafte Einschnitte".

"Aber letztlich haben wir alle ein Interesse daran, das Geschäft wieder nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen und die Standorte langfristig zu erhalten." Mit den Vereinbarungen habe man "einen Schritt in die richtige Richtung" gemacht. Das Ergebnis biete die Chance, die Sparte zu stabilisieren und den Blick nach vorne zu richten, so Kugel.

Dieser Artikel wurde um 14.17 Uhr aktualisiert.

Verwandte Themen


Keine Kommentare