Studie: Millionen Berechtigte erhalten keinen Mindestlohn

6.12.2017, 17:01 Uhr
Nicht alle Betriebe halten sich an die Vorschriften zum Mindestlohn.

© dpa Nicht alle Betriebe halten sich an die Vorschriften zum Mindestlohn.

Die amtliche Statistik, die die Arbeitgeber befragt, kommt dagegen nur auf 1,1 Millionen Menschen, die weniger als die 2016 vorgesehenen 8,50 Euro verdienten. "Offensichtlich - und keineswegs unerwartet - wird das Mindestlohngesetz nicht in jedem Betrieb eins zu eins umgesetzt", sagte Studienautorin Alexandra Fedorets. Aus ihrer Sicht trickst ein Teil der Betriebe, etwa indem sie Bereitschaftszeiten nicht mehr bezahlen oder Kosten für Arbeitsmaterial vom Lohn abziehen. Auch in der Region ist das Problem bekannt.

Das DIW hatte die Beschäftigten in seiner Langzeitumfrage sozioökonomisches Panel auch nach ihrer tatsächlichen Arbeitszeit gefragt. Werden unbezahlte Überstunden beim Stundenlohn berücksichtigt, erhielten demnach sogar 2,6 Millionen Beschäftigte weniger als den Mindestlohn. Keinen Anspruch haben Selbstständige, Azubis und Beschäftigte in Branchen mit Übergangsfristen. Werden sie mitgezählt, erhalten sogar 4,4 Millionen Erwerbstätige weniger als den Mindestlohn, wie das DIW ermittelte.

Insgesamt habe der 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn bedeutende Lohnsteigerungen gebracht, sagte Fedorets. "Jetzt muss alles daran gesetzt werden, dass der Mindestlohn tatsächlich alle erreicht, denen er laut Gesetz auch zusteht". Zu Jahresbeginn war der Mindestlohn auf 8,84 Euro gestiegen.

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