Was die Siemens-Alstom-Fusion für Franken bedeutet

26.9.2017, 05:49 Uhr
Was die Siemens-Alstom-Fusion für Franken bedeutet

© Marijan Murat/dpa

Siemens selbst wollte dazu am Montag auf Anfrage nichts sagen, Gerüchte kommentiere man nicht. Konzerninsider bestätigten jedoch entsprechende Medienberichte. Danach soll Siemens seine Zugsparte Mobility bei Alstom einbringen und im Gegenzug mindestens 50 Prozent der Anteile an einem neu gegründeten, gemeinschaftlichen Unternehmen mit rund 15 Milliarden Umsatz erhalten und damit das Sagen haben. Dafür solle Paris Sitz des neuen Bahnherstellers werden.

Alstom und Siemens reagieren damit auf neue Konkurrenz aus China, wo sich erst 2015 die beiden führenden Zughersteller zu dem neuen, global agierenden Branchengiganten CRRC zusammengeschlossen haben. Eine zweite Variante – die Zusammenlegung von Siemens-Mobility mit dem kanadischen Anbieter Bombardier – sei dagegen so gut wie vom Tisch, hieß es am Montag.

Das Zuggeschäft von Siemens steht zurzeit gehörig unter Dampf. Der Auftragseingang hat sich im dritten Quartal des Geschäftsjahres gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum glatt auf 2,3 Milliarden verdoppelt, die Umsätze sprangen um 14 Prozent nach oben, die Ergebnismarge von 8,7 Prozent liegt deutlich über der Profitabilität, die Alstom vorweisen kann. Immerhin bei der Umsatzgröße fahren beide mit jeweils über sieben Milliarden in Sichtweite.

Märkte beider Unternehmen überschneiden sich

Das Problem vor allem aus Arbeitnehmersicht dürfte sein, dass Siemens-Mobility und Alstom in denselben Märkten unterwegs sind. Beide Konzerne bieten mit dem ICE (Siemens) und dem TGV (Alstom) nicht nur Hochgeschwindigkeitszüge an. Auch im weniger spektakulären Alltagsgeschäft mit U- und S-Bahnen sowie in der Signaltechnik bewegen sich beide Hersteller auf dem selben Gleis.

Deutlicher werden die Unterschiede bei den Mitarbeiterzahlen. Alstom beschäftigt über 30.000 Menschen, bei Siemens sind 26.000 Mitarbeiter im Bahngeschäft tätig. Sie blicken angesichts der großen Überschneidungen mit wachsender Ungewissheit auf die erwartete Fusion. Deckungsgleiche Märkte ermöglichen in der Regel hohe Kosteneinsparungen. Zwar dürften bei Siemens Kündigungen wie üblich ausgeschlossen sein, Stellenabbau über Abfindungsangebote, Altersteilzeit und andere Offerten dürfte aber nicht ausbleiben.

In der Region liegt der Schwerpunkt des Bahngeschäfts in Erlangen. Dort sind 3100 hochqualifizierte Mitarbeiter direkt und 800 Beschäftigte mittelbar in dem Bereich tätig. Hier entwickeln Ingenieure Zugleittechnik, Antriebe, Umrichter, Software und eben auch das Design der Schienenfahrzeuge. In Nürnberg wären 800 Siemensianer im Werk an der Vogelweiherstraße von der Fusion tangiert, hier werden die Antriebe für die Loks und Triebfahrzeuge gebaut.

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