Was Personalchefs von der Rückkehr zum G9 halten und erwarten

10.4.2017, 17:08 Uhr
"Ich begrüße die Entscheidung, das G9 in Bayern wieder einzuführen und fitten Schülern weiterhin die Möglich­keit zu bieten, bereits nach zwölf Jah­ren das Abitur abzulegen. Ich hoffe sehr, dass der neue Lehrplan mehr Freiräume lässt, damit die Jugendli­chen wieder intensiver außerschuli­schen Aktivitäten nachgehen oder gar ein Auslandsjahr einlegen können. Solche Erfahrungen sind enorm wich­tig, um den eigenen Horizont zu erwei­tern und wichtige Kompetenzen für das spätere Berufsleben zu erwerben. Außerdem wünsche ich mir, dass das zusätzliche Schuljahr dazu genutzt wird, um die individuelle Entwick­lung und Methodenkompetenz der Schüler intensiver zu fördern und ihre Persönlichkeiten stärker herauszubil­den. Besonders erfreulich und richtig finde ich, dass Informatik künftig ein Pflichtfach wird."
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Julia Bangerth, Personalleiterin der Datev

"Ich begrüße die Entscheidung, das G9 in Bayern wieder einzuführen und fitten Schülern weiterhin die Möglich­keit zu bieten, bereits nach zwölf Jah­ren das Abitur abzulegen. Ich hoffe sehr, dass der neue Lehrplan mehr Freiräume lässt, damit die Jugendli­chen wieder intensiver außerschuli­schen Aktivitäten nachgehen oder gar ein Auslandsjahr einlegen können. Solche Erfahrungen sind enorm wich­tig, um den eigenen Horizont zu erwei­tern und wichtige Kompetenzen für das spätere Berufsleben zu erwerben. Außerdem wünsche ich mir, dass das zusätzliche Schuljahr dazu genutzt wird, um die individuelle Entwick­lung und Methodenkompetenz der Schüler intensiver zu fördern und ihre Persönlichkeiten stärker herauszubil­den. Besonders erfreulich und richtig finde ich, dass Informatik künftig ein Pflichtfach wird." © Foto: Datev

"Ich war nie ein glühender Befür­worter des G 8. Trotzdem bin ich der Meinung: Hätten wir das achtstufige Gymnasium damals sorgfältiger geplant, organisiert und strukturiert, wäre die Umsetzung auch besser gelungen. Aber wir haben es nicht richtig gemacht, bis hin zur Unter­richtsgestaltung. Aber das G8 allein war es ja nicht. Hinzu kamen der Weg­fall der Wehrdienstpflicht und die Ein­führung des Bachelors. Kumuliert führten die drei Faktoren dazu, dass die Absolventenjahrgänge jünger wur­den. Ein Jahr mehr oder weniger macht in meinem Alter ja keinen Unterschied, bei jungen Menschen allerdings schon. Nur: Mit der Wieder­einführung des G 9 allein erwarte ich mir nicht unbedingt reifere Persön­lichkeiten. Da spielt noch viel mehr hinein."
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Dieter Kempf, Präsident des Bun­desverbands der Deutschen Industrie

"Ich war nie ein glühender Befür­worter des G 8. Trotzdem bin ich der Meinung: Hätten wir das achtstufige Gymnasium damals sorgfältiger geplant, organisiert und strukturiert, wäre die Umsetzung auch besser gelungen. Aber wir haben es nicht richtig gemacht, bis hin zur Unter­richtsgestaltung. Aber das G8 allein war es ja nicht. Hinzu kamen der Weg­fall der Wehrdienstpflicht und die Ein­führung des Bachelors. Kumuliert führten die drei Faktoren dazu, dass die Absolventenjahrgänge jünger wur­den. Ein Jahr mehr oder weniger macht in meinem Alter ja keinen Unterschied, bei jungen Menschen allerdings schon. Nur: Mit der Wieder­einführung des G 9 allein erwarte ich mir nicht unbedingt reifere Persön­lichkeiten. Da spielt noch viel mehr hinein." © dpa

"Ein Jahr mehr oder weniger wirkt sich meines Erachtens kaum merklich auf das Persönlichkeitsprofil aus. Cha­rakterliche Entwicklungen vollziehen sich über einen längeren Zeitraum hin­weg. Wenn man überlegt, wie viele „Hohlstunden“, also Stunden ohne Unterricht, im Stundenplan der Abitu­rienten zu finden sind, ist es eher eine Frage der effizienten Stundenplanung und damit auch der Anzahl der Lehr­kräfte, wie schnell man den Stoff, den man für das Leben lernt, intus bekommt. Entscheidend für die Ent­wicklung der Persönlichkeit der Schü­ler und späteren Bewerber sind viel­mehr Lehrer, die ihre Schüler dazu ermutigen, neugierig zu sein, Dinge zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen, und die hierbei auch eine Vorbildfunktion einnehmen."
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Cordula Glatthaar, Personalchefin Electrolux Hausgeräte GmbH

"Ein Jahr mehr oder weniger wirkt sich meines Erachtens kaum merklich auf das Persönlichkeitsprofil aus. Cha­rakterliche Entwicklungen vollziehen sich über einen längeren Zeitraum hin­weg. Wenn man überlegt, wie viele „Hohlstunden“, also Stunden ohne Unterricht, im Stundenplan der Abitu­rienten zu finden sind, ist es eher eine Frage der effizienten Stundenplanung und damit auch der Anzahl der Lehr­kräfte, wie schnell man den Stoff, den man für das Leben lernt, intus bekommt. Entscheidend für die Ent­wicklung der Persönlichkeit der Schü­ler und späteren Bewerber sind viel­mehr Lehrer, die ihre Schüler dazu ermutigen, neugierig zu sein, Dinge zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen, und die hierbei auch eine Vorbildfunktion einnehmen." © Electrolux

"Mit der Einführung des G8, dem Wegfall der Wehrpflicht und der Ein­führung des Bachelors sind viele Bewerber sehr jung und haben weni­ger Zeit für Praxiserfahrungen als frü­her. Dass die Bewerber und Bewerbe­rinnen heute sehr jung sind, ist weder gut noch schlecht, sondern einfach anders. Wir stellen uns als Unterneh­men darauf ein und setzen bei den Vor­stellungsgesprächen andere Dinge vor­aus. Wir versuchen unserer Zielgrup­pe zu kommunizieren: Nehmen Sie sich Zeit, um Praxiserfahrungen zu sammeln – gerne auch in einem Urlaubssemester."
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Karen Parkin, Personalchefin Adidas

"Mit der Einführung des G8, dem Wegfall der Wehrpflicht und der Ein­führung des Bachelors sind viele Bewerber sehr jung und haben weni­ger Zeit für Praxiserfahrungen als frü­her. Dass die Bewerber und Bewerbe­rinnen heute sehr jung sind, ist weder gut noch schlecht, sondern einfach anders. Wir stellen uns als Unterneh­men darauf ein und setzen bei den Vor­stellungsgesprächen andere Dinge vor­aus. Wir versuchen unserer Zielgrup­pe zu kommunizieren: Nehmen Sie sich Zeit, um Praxiserfahrungen zu sammeln – gerne auch in einem Urlaubssemester." © adidas

"Lebenserfahrung und Persönlich­keit lassen sich nicht alleine an der Schuldauer festmachen. Hier spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, wie Erziehung, Einstellung oder das priva­te und soziale Umfeld. Wir bilden vie­le Azubis mit mittlerem Bildungsab­schluss aus, die trotz jungen Alters und noch kürzerer Schulzeit reif sind und als Persönlichkeiten wirken. Die gleiche Erfahrung haben wir auch mit Absolventen des G8 gemacht. Es kommt wie immer auf die einzelne Per­son an."
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Mathias Bauer, Personaldirektor Sparkasse Nürnberg

"Lebenserfahrung und Persönlich­keit lassen sich nicht alleine an der Schuldauer festmachen. Hier spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, wie Erziehung, Einstellung oder das priva­te und soziale Umfeld. Wir bilden vie­le Azubis mit mittlerem Bildungsab­schluss aus, die trotz jungen Alters und noch kürzerer Schulzeit reif sind und als Persönlichkeiten wirken. Die gleiche Erfahrung haben wir auch mit Absolventen des G8 gemacht. Es kommt wie immer auf die einzelne Per­son an." © Sparkasse

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