Zirndorf, eine Stadt der Kunstbanausen?

3.3.2015, 13:00 Uhr
Zirndorf, eine Stadt der Kunstbanausen?

© Foto: Sabine Dietz

Die Gretchenfrage, ob der Verein, falls er, so wie es derzeit aussieht, der Erweiterung des Modehauses Madeleine weichen muss, auf Unterstützung der Stadt zählen kann, ließ Zwingel offen. Einmal mehr argumentierte er als Stadtverwalter: Das sei nicht seine Entscheidung, sondern die des Stadtrates, so Zwingel. Was ihn aber doch nicht hindere, eine Sache mit Leidenschaft zu vertreten, wie eine Zuhörerin befand. Es wäre eine ideelle Unterstützung, mit der der MUK ebenfalls geholfen wäre. Stattdessen, so ein Zuhörer, drohe Kunst im Bürokratismus zu versinken.

Die Einschätzung, Kultur werde in Zirndorf „als Spurenelement wahrgenommen“, die Andreas Radlmaier, Kopf des Anwandener Kulturpalasts, der die Diskussion moderierte, äußerte, wollte Zwingel nicht stehen lassen. Angefangen bei der Paul-Metz-Halle über die Bücherei bis zum Museum leiste sich die Stadt 1,3 Millionen Euro jährlich im Kulturbereich. Klassik-Open-Air oder Kulturfest fänden überregional Beachtung. „Und die Gemeindeordnung ist da eindeutig: Das sind alles freiwillige Leistungen.“

Spielraum ist gegeben

Das wiederum wollte Altbürgermeister Gert Kohl, der sich mit etlichen amtierenden Stadträten unter den 70 Gästen fand, nicht unwidersprochen lassen: „Eine Administration ist angehalten, ein vielfältiges urbanes Klima zu schaffen.“ Kultur sei eine Aufgabe, der sich die Verwaltung genauso stellen müsse, wie Sozialem und Wirtschaftsförderung. Sie pauschal als freiwillige Leistung abzutun, gebe die Gemeindeordnung nicht her, zu ungenau sei definiert, was freiwillig genau ist, sprich: Spielraum ist gegeben.

Den von Zwingel sehr weit gefassten Kulturbegriff fokussierte MUK-Beirätin Gisela Hoffmann aus gegebenem Anlass auf das Problem der Lokalität für Gegenwartskunst. „Das Potenzial auf Künstlerseite ist da, das Publikum ebenfalls“. Wie Vorsitzender Robert Neupert sprach sie von einem „blühenden Objekt der Kulturpflege“ — über Jahre aufgebaut und als Sprungbrett für Einsteiger in den Kunstmarkt etabliert. Stünde die MUK beim Anmieten anderer Räumlichkeiten alleine da, wären die Vereinsreserven binnen zwei Jahren aufgebraucht. „Dann wäre das alles schnell perdue“, so Neupert.

Dabei ist die Galerie in Nürnberg oder Erlangen hoch geschätzt, nur in ihrer eigenen Heimatstadt werde sie stiefmütterlich behandelt, die Macher als Exoten am Stadtrand wahrgenommen, so Jan Eric Hauber, dessen Werke aktuell in der Galerie zu sehen sind. Seiner Einschätzung nach leisten die ehrenamtlichen Galeristen „Bundesliga-Arbeit“.

„Jeder junge Künstler braucht leere Wände und Leute, die ihn unterstützen, um sich in der Kunstszene zu etablieren. So billig kriegen sie das nie mehr“, appellierte Gabriele Olesch, die in Nürnbergs Galeriehaus Nord gearbeitet hat, dort allerdings auf städtische Subventionen zählen konnte.

Große Bühne für Brauchtum

Unbestritten blieb, dass das Kulturangebot umfangreich ist. Doch es bewege sich hauptsächlich im volkstümlichen Bereich oder dem der leichten Muse. Vor Jahren, berichtete Klaus Übler, habe er sich bemüht, einen Wirt zu einer Kulturkneipe zu überreden, doch das habe sich keiner zugetraut. An Angebote abseits des Mainstreams wage sich, neben der MUK, nur das Jugendhaus.

Der Poetry-Slam dort sei auch gut besucht, doch Zirndorfer selbst machten sich rar. Weshalb sich Übler der Eindruck aufdrängt, Zirndorf sei eine „Stadt der Kulturbanausen“. Von diversen privaten Initiativen habe sich neben der MUK nur noch der Kulturpalast Anwanden erhalten, doch auch der verkauft die wenigsten Karten an Zirndorfer.

Eher weniger punktete Zwingel, als er darauf verwies, dass die MUK wie jeder andere Verein Ansprüche auf städtische Zuschüsse habe. Neupert hatte sich bereits erkundigt. Ein Euro für jedes Mitglied stünde den Kunstförderern jedes Jahr zu, etwa 75 Euro wären das. Mit der Stadtratssondersitzung zur Haushaltskonsolidierung tags darauf hatte sich das jedoch erledigte. Der Erwachsenen-Zuschuss wurde gekippt.

Jetzt zieht Neupert in Erwägung, einen Fördertopf für Mietzahlungen aufzulegen. Und er will dem Rat Zwingels folgen, doch einfach einen Antrag an den Stadtrat auf Unterstützung zu stellen. Dann wird sich zeigen, ob die PR-Veranstaltung für mehr Wertschätzung der Kunst (Neupert) bei den Stadträten gefruchtet hat. Ohne nachgezählt zu haben - es fanden sich etliche im Publikum.

Keine Kommentare