Aus Stein und Holz gehauen

29.7.2008, 00:00 Uhr

Aus Pappeln, Weiden und sogar Mooreichen entstehen so filigrane Objekte, die ihrem Titel «Lichter Raum» oder «Verzweigung» alle Ehre machen. «Man muss die Kettensäge leicht anwinkeln, damit sie nicht ausschlägt. Dann kann man damit fast alles modellieren.»Dabei hat Joseph Stephan Wurmer in den ersten fünf Jahren seiner künstlerischen Entwicklung hauptsächlich in Stein gearbeitet, ist der Niederbayer doch studierter Bildhauer. «Die Steinblöcke waren aber zu schwer und haben mir gesundheitlich zu schaffen gemacht.»

Deshalb ist der Künstler vor 15 Jahren auf Holz umgestiegen. Unbehandelt hängen die Holzskulpturen an den Innenwänden des Schlosses, und wirken trotz ihrer Wuchtigkeit transparent, zart und zerbrechlich. Beim Anblick erkennt man, dass das, was nicht mehr vorhanden ist, oft wichtiger scheint als die noch vorhandenen Teile. «Holz ist zudem viel lebendiger als Stein, unberechenbar und vielseitiger zu verwenden.»

Die Besucher bekommen einen Einblick in das «architektonische und archäologische Tagebuch» des Künstlers. Das Material bekommt Joseph Stephan Wurmer hauptsächlich von Flussrenaturierungen. «Da tauchen dann jahrtausendealte Baumrelikte wieder auf, die mit schwerem Gerät geborgen und sofort bearbeitet werden müssen.» Andernfalls drohe der Verfall der Mooreichen. Bei Regensburg hat der 52-Jährige ein Zweitatelier, in dem die tonnenschweren Stämme lagern.

Den Feinschliff bekommt das Material dann im Atelier in Nürnberg. Je kleiner das Objekt, desto öfter kommen speziell geschrägte Japansägen zum Einsatz. Schließlich könnten auch augenscheinlich kleine Objekte eine kolossale Wirkung entfalten. «Ich habe erst die Idee und suche mir dann das Holz aus.»

Stets mit Skizzenblock bewaffnet, selbst im Skiurlaub nicht ohne, erfährt Joseph Stephan Wurmer seine stärksten Impulse aus den Arbeiten des spanischen Metallkünstlers Eduardo Chillida. «Das Holz bietet mir so viele Möglichkeiten, dass ich jede Dimension darstellen kann.»

Zugleich nötige das Holz zur Strenge und zur Planung, um die abstrakten Skulpturen und geometrischen Formationen detailreich herauszuarbeiten. Nicht umsonst fallen Bezeichnungen wie «Aus dem geheimen Alphabet der Äste». Einige Steinarbeiten aus «hundsgemeinem böhmischem Granit», aus etrurischem Alabaster oder aus drahterodiertem Aluminium sind auch zu sehen. UDO GÜLDNER

Die Ausstellung ist noch einmal geöffnet am 14. September von 14 bis 18 Uhr, sowie am 9. August während des Schlosspark-Konzerts ab 17 Uhr. Zusätzlich können Termine bis zum 14. September vereinbart werden. Kontakt: Rolf Pätschinsky, Telefon (0 91 94) 17 41.