Auf ein Bier und ein Schwätzchen

6.8.2011, 00:00 Uhr
Auf ein Bier und ein Schwätzchen

© Thomas Scherer

Fritz Langs Figuren gehen nicht mit der Mode. Sie unterwerfen sich keinerlei gängigen Schönheitsklischees — und vor allem hungern sie nicht wie manche Models bis zum Krankwerden. Die Menschen, die Fritz Lang zeichnet, fallen durch propere Leibesfülle und ein sorgloses, praktisches Styling auf. Vom Kopftuch bis zur Jogginghose ist alles erlaubt.

Das verbindet seine Kirchweih-Gänger, Banksitzer, Schachspieler, Biertrinker. So kann man auch die Balkanbewohner und Roma-Familien beschreiben, die Lang auf seinen Reisen porträtierte. Es geht dem Vacher Grafiker und Maler eben überall ums pralle Leben. Die Reichen und Schönen interessieren ihn nicht. Als künstliche Gebilde gehören sie für ihn ins Fernsehen oder in Illustrierte, die die Aufnahmen kräftig retuschieren. Er dagegen sucht seine Protagonisten auf Märkten, Straßenfesten und in Cafés.

Dort sitzen Männer und Frauen, wie die Natur sie geschaffen hat, dort wird gefeiert, gelacht, gestritten. Das gefällt dem humorbegabten Lang, der gerne einen deftigen Zug in seine Zeichnungen hineinbringt und dabei das Grobe nicht scheut. In Alltagsszenen hält er die Menschen mit raschen Strichen fest, bannt ihren Charakter aufs Papier – in einer Wiese, dass man die Bilder fast mit einem fröhlichen Servus grüßen möchte.

Zu seinem 80. Geburtstag ehrt ihn die Sparkasse mit einer Ausstellung unter dem Motto „Lang ist’s her“. Die Technik hat sich im Laufe der Jahre nur wenig verändert: Zugrunde liegen meist Aquarelle, die Personen sind mit kräftig konturierter Tusche grafisch-plastisch und äußerst realistisch hineingesetzt. Einige dieser liebenswert verschmitzten Zeitgenossen erstrahlen auch in Acryl oder Öl, dann wird es großformatig. Hinzu kommen Landschafts-Aquarelle, die fast romantische Dimensionen entfalten und Natur pur zeigen, etwa einen Sonnenuntergang, den Alten Kanal, Windmühlen oder französische Gärten. Ja, bei Fritz Lang ist die Welt noch in Ordnung. Da regelt ein Bier alle Missverständnisse; wer mag, darf in Ruhe granteln und muss nicht serviceorientiert allzeit fragen: „Was kann ich für Sie tun?“ Langsamere, gemütlichere Zeiten hat der alte Herr gestaltet und damit zugleich Erinnerungen seiner Generation bebildert. Wer andererseits auf der Michaeliskirchweih die Augen offen hält, sieht solche schrägen Originale heute noch. Dann kann man an Fritz Lang denken und schmunzeln.

„Lang ist’s her“: Kundenhalle der Sparkasse Fürth (Maxstraße 32). Bis 9. September.