Die Nachtwächter Europas ehren einen alten Freund

27.8.2012, 10:56 Uhr
Die Nachtwächter Europas ehren einen alten Freund

© Weichert

Mit dem Gottesdienst endete auch das kleine europäische Nachtwächtertreffen in Gößweinstein. Zu Ehren des örtlichen Nachtwächters Manfred Heckel waren rund 20 seiner Kollegen gekommen. Dies, weil der Kunstschmiedemeister sein 22-jähriges Jubiläum als Gößweinsteiner Nachtwächter und zugleich seine 20-jährige Mitgliedschaft in der Zunft feiern konnte (wir berichteten), der 157 Nachtwächter und Türmer angehören.

„Hin und wieder haben Bürgermeister eben auch eine Vision“, sagte Gößweinsteins Ex-Gemeindechef Hans Backer während des Begrüßungs- und Ehrungsabends im Gasthof „Zur Fränkischen Schweiz“. Denn Backer ist es zu verdanken, dass Gößweinstein mit Manfred Heckel wieder einen Nachtwächter bekam, sozusagen als direkter Nachfolger von Johann Laugner. Dieser diente hauptamtlich bei der Kirche als Gößweinsteiner Nachtwächter bis ins Jahr 1905.
 

1000 Rundgänge

Bei schätzungsweise 1000 Rundgängen hat Heckel alleine in Gößweinstein bis heute etwa 7000 Gäste durch den Ort geführt und ihnen die Geschichte erklärt. Heckel ist auch der einzige Nachtwächter in ganz Europa, der einen echten Ritterhelm trägt. „Obertilliach in Osttirol und Gößweinstein verbindet viel mehr, als nur die Nachtwächter“, sagte Obertilliachs Bürgermeister Matthias Scherer, der mit seinem Nachtwächter Helmut Egartner nach Gößweinstein gekommen war. Zu Gößweinsteins Bürgermeister Georg Lang gewandt sagte Scherer: „Ich hoffe, dass wir eine Verbindung herstellen können.“

Obertilliach im Regierungsbezirk Lienz hat nur rund 800 Einwohner, dafür aber mit Egartner den einzigen in der Zunft organisierten Nachtwächter in ganz Österreich. Seit über 20 Jahren macht Heckel in Obertilliach schon Urlaub und dreht dort oft mit Egartner auch seine nächtlichen Runden. „Auf deinen Bart sind wir schon etwas neidisch“, so Bürgermeister Scherer zu Manfred Heckel, dem er zusammen mit Egartner einen geschnitzten Nachtwächter überreichte.

„Die Nachtwächter prägen und pflegen den europäischen Gedanken des friedlichen Miteinanders“, betonte Lang. Aus dem Gründungsland Dänemark der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft waren Björn Möller aus Ringkøbing und Niels Steenfeldt aus Odense gekommen, der gleichzeitig Zeremonienmeister der Zunft ist. Vor 20 Jahren wurden Heckel und Steenfeldt in Schwallenberg gemeinsam in die Zunft aufgenommen.

Enge Freundschaft

Auch mit ihnen verbindet Heckel eine ganz enge Freundschaft, ebenso wie zum Beispiel mit dem Zwönitzer Nachtwächter Werner Störzel oder dem dienstältesten Nachtwächter in Mitteleuropa, Richard Hallmann aus Neustadt an der Waldnaab. Hallmann ist seit 30 Jahren Nachtwächter und dies feiert er mit seinen Nachtwächterkollegen am 8. Oktober im Rathaus von Neustadt mit der Eröffnung einer Fotoausstellung unter dem Titel „30 Jahre Nachtwächter in Neustadt und Europa“.

Einziger Türmer dieses Treffens war der Mesner der evangelischen Kirche St. Michael in Weiden in der Oberpfalz, wo im nächsten Jahr das große, offizielle europäische Nachtwächter- und Türmertreffen stattfinden wird. Gekommen waren auch Nachtwächter vom Kaiserstuhl, aus Schwäbisch Hall, aus Annaberg-Buchholz oder aus Hornburg in Niedersachsen und anderen Orten, die dann zusammen mit Heckel durch die Gößweinsteiner Wirtshäuser zogen und ihre Nachtwächterlieder sangen. Den Gottesdienst für die Nachtwächter in der Basilika hielt Pfarrer Alfred Mayer aus Lichtenfels. Bäckermeister Dietmar Brandes hatte eigens ein Nachtwächterjubiläumsbrot gebacken.

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