Fürth bietet „Made in Germany“

12.3.2013, 22:00 Uhr
Fürth bietet „Made in Germany“

© Hans-Joachim Winckler

„Gehen Sie zum Fachhändler, denn da ist das Fachwissen groß“, fordert Hackbarth-Herrmann die Teilnehmer auf. Das lässt sich die 73-jährige Brigitte Vidoret nicht zweimal sagen. Zusammen mit ihrer Freundin Gisela Reindl (76) nutzt sie möglichst jeden der regelmäßig stattfindenden Rundgänge in der City, um Geschäfte zu entdecken, an denen sie sonst vorbeigehen würde.

„Ich habe schon ein Outfit entdeckt“, freut sich die unternehmungslustige Seniorin diesmal bei „Casa di Moda“ in der Moststraße. Inhaberin Andrea Schmidt präsentiert Kleidungsstücke deutscher Designer, die auch hier produziert werden, sowie „vegane Mode“: Stoffe aus Baumwolle und Bambus, in der Schweiz hergestellt und in Berlin genäht.

Wie umfassend das Wissen der Innenstadt-Fachhändler ist, das wird auch im Vedes-Fachgeschäft von Friedrich Schramme klar. Er hat Spielzeuge und Freizeitartikel jahrelang im City-Center angeboten, nun ist er in die Blumenstraße ausgewichen. „Ich beobachte seit über 20 Jahren die Entwicklung, dass deutsche Firmen ihre Produkte aus Kostengründen im Ausland fertigen lassen“, sagt er. Doch es gibt noch Ausnahmen: Zu den Marken „Made in Germany“ zählt er „Playmobil“, „Bruder“ und „Steiff“.

„Das ist wahrscheinlich das einzige Geschäft, das ausschließlich Made in Germany anbietet“, so Hackbarth-Herrmann im Werkstattladen der Lebenshilfe in der Ludwig-Erhard- Straße. Den kennen viele zwar bereits, sie staunen aber dann doch, dass hier Artikel aus sage und schreibe 44 Werkstätten behinderter Menschen angeboten werden. Neben dem Holzspielzeug wecken Präsente und vor allem Mitbringsel für die Osterzeit großes Interesse.

Eine Werkstatt der etwas anderen Art betreibt Thomas Riedel mit seiner „Design Schmiede“ in der Rudolf-Breitscheid-Straße 17. Er präsentiert den Besuchern seinen selbst gestalteten „Fürth“-Anhänger. Neben diesem und anderen Artikeln „Made in Fürth“ stellt er Trauringe der Firma Gerstner, „der ältesten Manufaktur Deutschlands“, vor, die bis heute in Pforzheim fertige.

Solide Arbeit und Qualität, dafür stehe auch die Firma WMF, erklärt Bianca Seibold ihren Besuchern in der Filiale in der Rudolf-Breitscheid-Straße 2. Seit 160 Jahren, werde vieles, wenn auch längst nicht mehr alles in Deutschland hergestellt. Die WMF-Filiale gibt es laut Seibold in Fürth schon seit über 100 Jahren.

Mit in Deutschland hergestellten Schuhen kann Ergin Öge in der ersten Etage des Wöhrl-Kaufhauses nicht auftrumpfen; auf nur „etwa drei bis maximal fünf Prozent“ schätzt er deren Anteil. Doch er ist froh, mit seinen „Prestige Schuhen und Taschen“ nach dem Auszug aus der Breitscheid-Straße gleich eine neue Bleibe gefunden zu haben. Er bietet Waren an, die „europaweit“ produziert werden – Rieker, Gabor und Tamaris sowie seit neuestem Bugatti und Kangaroos.

Einen ganz besonderen Eindruck hinterlässt der Besuch bei Klavier Kreisel. Auf einem Flügel der Firma Bösendorfer — Preis: 97990 Euro — spielt Friedrich Crasselt gekonnt ein Präludium von Bach, dann Kompositionen von Chopin und Schubert. „Dieser Flügel gehört mir immer nur beim Spielen“, sagt der 52-jährige Graviermeister aus Nürnberg, der seit seinem achten Lebensjahr musiziert. Immer wieder mal schaut er in den Räumen von Thomas Kreisel vorbei.

Der 32-jährige führt das 1864 gegründete Familienunternehmen mit Werkstätten in sechster Generation. Er erläutert, dass den Preis der Instrumente insbesondere die „450 bis 500 Stunden reinen Arbeitsstunden pro Flügel“ nach oben treiben. Hamburg, Leipzig, Stuttgart und Berlin nennt Kreisel als Zentren des deutschen Klavierbaus.

 

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