Maderer & Zahl: Eine große Koalition für behinderte Menschen

12.9.2013, 16:00 Uhr
Maderer & Zahl: Eine große Koalition für behinderte Menschen

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Maderer & Zahl: Eine große Koalition für behinderte Menschen

© Scherer, Winckler

Seit fünf Jahren spielt Michael Maderer dieses Spiel. Seit fünf Jahren erklärt er regelmäßig, was er da eigentlich treibt im Mittelfränkischen Bezirkstag. Als dritte kommunale Ebene nach Gemeinden und Landkreisen fristen die Bezirke oft genug ein Schattendasein. Aber der Zirndorfer Maderer, der 2008 mit 35 Jahren erstmals in den Bezirkstag gewählt worden ist, weiß inzwischen, wie er die Leute mitnehmen kann: „Ich erzähle dann von den Partnerschaften, etwa zwischen dem Limousin und Mittelfranken, vom Freilandmuseum in Bad Windsheim und vom Musikfestival ,Fränkischer Sommer‘. Über all dem steht der Bezirk – das überrascht die Leute.“

Maderer & Zahl: Eine große Koalition für behinderte Menschen

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Das größte Aufgabenfeld des Bezirkstags aber ist das Soziale, 86 Prozent des Haushaltes werden hierfür ausgegeben. Der CSU-Mann redet ein wichtiges Wörtchen mit: als Mitglied des Sozialausschusses. Dass er gleich in seiner ersten Amtsperiode in dieses Gremium gewählt wurde, betrachtet Maderer als Glücksfall.

Für jeden einen Platz

Ein großes Anliegen ist ihm die Versorgung und Integration von Menschen mit Behinderung. Besonders ihre (Aus-)Bildung müsse man vorantreiben; mit der Pestalozzischule habe man da eine „Einrichtung mit Leuchtturmcharakter“ in Fürth, sagt der 40-Jährige stolz. Auch für die Eingliederung Behinderter in den Arbeitsmarkt macht er sich stark: „Jeder Mensch muss seinen Platz in der Gesellschaft haben.“

Wenn Maderer in seinem Wahlkreis Fürth, Oberasbach, Stein und Zirndorf erneut den Sprung in den Bezirkstag schafft, stehen weitere wichtige Themen auf seiner Agenda: „Vorrangig ist der Haushalt“, betont der studierte Betriebswirt und verspricht, die Städte und Kommunen – die den Bezirk über eine Umlage mit finanzieren – nicht weiter belasten zu wollen. Entscheidend wird dafür auch sein, die Bezirkskliniken aus den roten Zahlen zu holen. Bis 2017 wolle man in die Gewinnzone rücken.

Außerdem will Maderer die trinationale Partnerschaft zwischen dem Limousin, Pommern und Mittelfranken ausbauen. „Das ist wichtig für junge Leute“, ist der CSU-Mann überzeugt. Zu Beginn des Jahres hatte er scharfe Kritik am dahintümpelnden Fürther Lim-Haus geübt und eine Neuausrichtung gefordert. Mit dem neuen Konzept und der neuen Leitung wiederum ist er zufrieden: „Es geht aufwärts, das freut einen.“

In seiner Freizeit frönt Maderer seiner großen Leidenschaft Fußball. Das aktive Kicken beim SV Weiherhof hat allerdings in den letzten Jahren oft genug wegen Zeitmangels zurückstehen müssen, aber auch als Zuschauer vorm TV ist Maderer gespannt dabei. Ansonsten liest der 40-Jährige gern Krimis und reist, am liebsten auf die Kanaren-Insel Fuerteventura. „Da bekomme ich den Kopf frei und kann auftanken.“

Vor zehn Jahren hat Elke Zahl schon mal erlebt, wie das ist, wenn einem am Straßenrand das eigene Gesicht entgegenblickt. 30 Plakate waren mit ihrem Bild gedruckt worden, als Listenkandidatin bat sie um Stimmen für den Landtag.

Jetzt hat die 58-Jährige, die den Studienkreis in Zirndorf und Langenzenn leitet und seit 2008 dem Zirndorfer Stadtrat angehört, ein anderes Ziel fest im Blick: den Bezirkstag. Gabriele Köpplinger, die dort die Fürther SPD vertrat, hat sich nach drei Amtsperioden aus dem Gremium verabschiedet. Oft habe sie sich mit Köpplinger über deren Arbeit unterhalten und dabei immer mehr den Eindruck gewonnen, „dass der Bezirkstag etwas wäre, wo ich gern Einfluss nehmen würde“. Ihr liegt vor allem die Inklusion am Herzen. An den Schulen müsse sich viel ändern, sagt Zahl, die aus Erfahrung spricht: Einer ihrer drei Söhne war als Kind schwerhörig. Immer wieder hätten im Wahlkampf Mütter von behinderten Kindern die Sorge geäußert, dass mit dem derzeitigen Weg zur Inklusion, also mit der Öffnung der Regelschulen, die Stärken der Förderschulen verloren gehen. Diese brauche man weiter als „Kompetenzzentren“, glaubt Zahl. Außerdem müsse das gemeinsame Lernen in der Ausbildung weitergehen.

Seit langem engagiert

„Stark sein für Schwache“ steht als Motto auf etlichen der 380 Plakate, die diesmal für ihren Wahlkampf gedruckt wurden. Elke Zahl hat schon jede Menge Übung darin, engagiert hat sie sich immer gerne: zuerst als freigestellte Betriebsrätin bei MAN, später dann 20 Jahre lang im Elternbeirat des Kindergartens und der verschiedenen Schulen der Söhne. Unter anderem organisierte sie eine Demo gegen das G8 und gründete Fördervereine für zwei Schulen. Zudem ist sie Vorsitzende der Zirndorfer Awo.

Nach außen dringe leider nicht, wie vielfältig die Aufgaben des Bezirkstag seien: „Das reicht von der Kulturförderung über die psychiatrischen Kliniken und die Städtepartnerschaften bis hin zu den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf.“ Die hat sie kürzlich besucht: Spannend fand sie es dort, als sie sich den hypermodernen Kuhstall ansah und sich über die Forschungstätigkeiten informierte. Elke Zahl ist sich sicher: In welchen Bezirkstagsausschuss sie auch gewählt würde, „ich werde überall Ideen haben“.

In die SPD trat sie 1980 ein, sie wundere sich selbst, dass das nicht früher geschah. Denn das Herz des Großvaters gehörte ganz der Partei: „Sein Gerechtigkeitssinn hat geprägt, was ich mit der Sozialdemokratie verbinde.“

Seit Ende Juli hat Zahl Wahlkampf gemacht. Wichtiger als die Plakate sei es gewesen, „draußen zu sein und mit den Menschen zu sprechen“. Keine Kirchweih ließ sie aus. In der Freizeit genießt sie es, beim Nordic Walking aktiv zu sein, in die Oper zu gehen und viel zu lesen.
 

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