Weltbürger in Neustadt fränkisch geerdet

31.12.2013, 10:57 Uhr
Weltbürger in Neustadt fränkisch geerdet

© Harald Munzinger

Der am 24. Dezember 1943 in Konstanz geborene Schramm, dessen Vater von 1957 bis 1966 in Neustadt Rektor der Grundschule war, besuchte die Gymnasien in Schwabach, Neustadt, Fürth und Münnerstadt, wo er 1964 das Abitur ablegte. In der Militärzeit sei “eine entscheidende Weichenstellung in Richtung slawische Welt” erfolgt, schildert er selbst die Lebensstationen vor einem Volontariat bei den Nürnberger Nachrichten und den Studien der Slawistik, osteuropäischen Geschichte, Sinologie und Theologie sowie der Geschichte des christlichen Ostens.

1971 erhielt er ein Forschungsstipendium für Moskau, seit 1973 arbeitet Dr. Godehard Schramm als freischaffender Schriftsteller, hatte aber schon seit 1966 Veröffentlichungen und machte 1970 mit zwei Büchern auf sich aufmerksam: Dem “Nürnberger Bilderbuch“ mit Michael Matthias Prechtl sowie “Lieber rot als rot“ mit Grafiken von Peter Wörfel.

Weltbürger in Neustadt fränkisch geerdet

© Harald Munzinger

Vielfältiges Wirken

Die “Werk-Übersicht” zeigt das vielfältige literarische Wirken des mehrfach auch international ausgezeichneten Autors ebenso auf, wie sein in den Ateliers des Großvaters und eines Onkels sowie vom Lehrervater geprägtes künstlerisches Talent als Maler und Gestalter fantasievoller Objekte.

Auch die Fotografie weiß Schramm als Medium empfindsamer Gefühlswelten zu nutzen. “Mit Bildern lebend” aufgewachsen, habe sich ihm, so Dr. Schramm in einem Begleittext zur Ausstellung “ zum Neuland-Erschaffen die deutsche Sprache geöffnet”. Allerdings sollte “ohne europäische Nachbarsprachen die VerstehBrücke fehlen”.

Brücken, die mit Schramms intensivem Schaffen in viele Richtungen geschlagen werden sollten, er im “Neustädter Kalender 2014” für seine Lebensbetrachtungen den Titel “Eines Europa-Zigeuners Schreib-Werdegang, fränkisch geerdet“ wählte. Ein trefflicher Titel auch für die erneut von Gertraud Geißendörfer arrangierte Kunstkreis-Galerie in der Sparkasse, die den Besucher auf eine reizvolle Wanderung durch verschiedene Welten einlädt.

Der “Cavaliere della Republica Italia” gibt dazu den Leitfaden: “Die hier versammelten Bilder, Skizzen, Gegenstände, Notenbilder, Fotografien und die bebilderten Bücher geben Einblick in eine Weltfülle, die geistige Lebenslust bedeutet - und ganz nebenbei zeigen sie auch, was in einer Zeitspanne von 45 Jahren an Arbeiten gelang“. Jedes auf ein Projekt bezogenes Mit-Einander bedeute “einen Abschnitt auf dem Schreib-Lebensweg”.

Prägende Begegnungen

Ein Weg mit vielen prägenden Begegnungen, wie etwa mit Manès Sperber, Jewgenij Jewtuschenko (über dessen Werk Schramm 1985 promovierte), tschechischen experimentellen Schriftstellern, portugiesischen Autoren oder Kulturschaffenden in Polen. Begegnungen aber auch mit den Menschen bei vielen Arbeitsaufenthalten, Vorlesereien oder Erkundungen im In- und Ausland sowie im Wirtshaus in Mosbach oder Feuerwehrhaus in “Eidertschwing”. Ein Weltbürger, dem auch “sein” Dorf “ein Weltreich” bedeuten kann, wie es sein Tagebuch-Roman aus Neidhardswinden belegt.

Das sollte dem Kulturmedaillenträger der Stadt Neustadt neben dem Wohnort “Nürnberg Schweppermannstraße” zur Heimat werden, der sich mit urgroßelterlichen Wurzeln in Dietersheim/Dottenheim selbst als “1/16tel Aischgründer Karpfen” bezeichnet.

Die “Werk-Übersicht” des 1976 in den PEN-Club und 1987/88 in dessen Präsidium gewählten Dr. Godehard Schramm, der neben vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen - darunter zweimal der Wolfram-von-Eschenbach-Preis des Bezirks Mittelfranken - Träger des Bundesverdienstkreuzes ist, bietet im Januar und Februar in der “Galerie in der Sparkasse” einen breitgefächerten Ein- und Überblick des vielgestaltigen Wirkens eines Mannes, der sich “mit seinem Schreibschiff hinausgewagt hat auf die offene See der Literatur”. Auf eine mitunter raue See! Immer mit Kurs auf neue Erfahrungen und Erkenntnisse.

Weltbürger in Neustadt fränkisch geerdet

© Harald Munzinger

Das Kunstkreis-Galeriejahr

Im März und April folgt eine Ausstellung von Manfred Hönig (Birkenfeld) unter dem Titel “30 Jahre professionelle Kunst”. Er wird Malerei, Grafik und Objektkunst zeigen. Eine weitere Retrospektive ist im Mai und Juni Dieter Uhlschmidt zu dessen 70. Geburtstag gewidmet. Dabei werden auch in der “NeustadtNacht” (24. Mai) seine Malerei, Zeichnungen, Buchillustrationen und -veröffentlichungen sowie Holzarbeiten zu sehen sein.

“30 Jahre Graphiken - eine Rückschau” ist die Kunstausstellung der “Galerie in der Sparkasse” im Juli und August überschrieben. Peter Kett (“Druckstube im Kulturareal Altes Schloss”) gestaltet sie mit Zeichnungen, Linolschnitten, Radierungen und Handpressedrucken. Loes Kouwenhoven (2013 an der Bienale in Florenz beteiligt) vermittelt im September und Oktober “Die Schönheiten des Alltags” in Aquarellmalerei, Bronzen und Keramikplastiken. Am Sonntag, 28. September, wird sich diese Ausstellung von 13 bis 17 Uhr als interessanter Abstecher für die Herbstfestbesucher anbieten.

Das Galeriejahr 2014 wird Anke Swoboda aus Markt Erlbach im November und Dezember mit Aqurarell-, Öl- und Acrylmalerei sowie Bildern in Mischtechniken unter dem Titel “Faszination Farbe” beschließen. Die Ausstellungen können jeweils während der Öffnungszeiten der Sparkasse in Neustadt besichtigt werden.

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