Klingende Stadtgesellschaft in Fürther Musikschule

25.10.2015, 21:00 Uhr
Klingende Stadtgesellschaft in Fürther Musikschule

© Foto: Markus Kohler

„Die Musikschule Fürth ist ein Vorbild für alle Musikschulen, nicht nur in Bayern, sondern bundesweit.“ Klaus Hatting sagt das, Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen. Ihn begeistern an der Einrichtung im Südstadtpark zwei Punkte: die Offenheit, mit der sich das Angebot an alle Menschen richtet, und die Qualität des Könnens, das hier vermittelt wird.

Lob zum Fest kommt auch von Oberbürgermeister Thomas Jung. Herausragend, sagt er, sei die „Inklusion und Einbindung von Menschen mit Behinderung“. Auch er betont: „National wird hier Spitzenarbeit mit Vorbildfunktion für die ganze Republik geleistet.“ Beeindruckend sei zudem, wie in dieser Einrichtung das „Miteinander der ganzen Stadtgesellschaft verdichtet gelebt wird“. Die vergangenen 30 Jahre seien eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.

Abzusehen war das nicht. Einer glaubte allerdings von Anfang an ohne Wenn und Aber daran, dass Fürth eine solche Einrichtung braucht. Robert Wagner (55), Initiator und Schulleiter seit 30 Jahren, erinnert sich: „Ich musste damals für meine Idee ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten.“ Schließlich ist es so weit. Ein gemeinnütziger Verein als Träger der Musikschule wird gegründet, bei der ersten Einschreibung melden sich 102 Schüler an. Vom ersten Tag ist der Gedanke der Inklusion prägend – auch wenn der Begriff in den Achtzigern noch unbekannt ist.

Die junge Einrichtung zieht in die ehemaligen Produktionsräume einer Kunstdruckerei in der Kaiserstraße 177. Ein Gewirr von kleinen Räumen, zugige Treppenhäuser, nur ein Raum, der sich für ein etwas größeres Auditorium eignet – sehr viel Improvisations- und Organisationstalent ist nötig. Im September 2006 wird das neue Domizil mitten im Südstadtpark eröffnet. „Ein Traum. Das Ambiente ist perfekt. Wir sind so glücklich“, schwärmt der Schulleiter.

Zwischen zwei und 80

Heute unterrichten hier 60 festangestellte Lehrkräfte rund 1700 Schülerinnen und Schüler. Die Jüngsten haben gerade ihren zweiten Geburtstag gefeiert, andere haben das schon 80 Mal und öfter getan. Der Teamgeist, der das Kollegium prägt, ist auch für die Lernenden wichtig. Viele schließen sich zu Ensembles zusammen. Weit über die Grenzen der Kleeblattstadt hinaus wurde zum Beispiel die inklusive Band Vollgas bekannt, die schon 2009 in der ersten Staffel des bundesweit einzigartigen Projekt „Berufung Musiker“ an der Musikschule zusammenkam.

Mit solchen Impulsen für die Weiterentwicklung dieser Einrichtung, von der sich jedermann angesprochen fühlen soll, haben sich die Fürther einen Namen macht. So steht Robert Wagner als Ausschussvorsitzender der Fachgruppe Inklusion beim Verband deutscher Musikschulen und Impulsgeber mit hinter der richtungweisenden „Potsdamer Erklärung“ von 2014. Darin geht es um die bestmögliche musikalische Förderung für jeden Menschen, der willens und bereit ist, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für sein Ziel zu engagieren. Diskriminierungsfreie und niederschwellige Angebote, um Neigungen und Begabungen auszubauen, sollen für jeden zugänglich sein. „Im Grunde wurde jeder Satz aus dieser Erklärung hier bei uns erprobt und stand in einem unserer Info-Hefte“, macht Wagner klar. Ihm liege sehr daran, Grundsätze und Arbeitsweisen stets zu begründen und publik zu machen. „Nur wenn wir solche Informationen weitergeben, ist es doch möglich, sich auf fundierter Basis fürs Mitwirken zu entscheiden.“

Die Bandbreite der Fürther Musikschule wurde dieser Tage beim Festakt zum 30. Jubiläum eindrucksvoll deutlich. Das Spektrum ist denkbar weit, umfasst selbstverständlich auch Hochbegabungen und Preisträger wie den 15-jährigen E-Bassisten Moritz Neukam, der in diesem Jahr beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Hamburg einen ersten Platz belegte und zudem mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde.

Nach 30 Jahren ist natürlich auch ein persönliches Status-Update angebracht. Also, wie sehen die Zukunftspläne für Robert Wagner aus? „Weitermachen natürlich. Die Arbeit ist so erfüllend.“ Gibt es wirklich keinen Plan B, eine Weltumseglung vielleicht, nur mal so zum Beispiel? „Hm, nein. Was will mir die Welt bieten? Ich bleibe hier.“

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