Schwarzfahrtipps aus kommunistischer Hand

21.2.2009, 00:00 Uhr
Schwarzfahrtipps aus kommunistischer Hand

Klar, dass einem da im Lauf der Dekaden schon auch mal das Lachen vergeht. «Bertelmann war leicht aus der Puste», bekrittelt der FN-Ballkorrespondent. Für erhellende Gespräche ist unterdessen gesorgt: «Smalltalk-Anhänger konnten sich von der Leistungsfähigkeit der neuen Lichtanlage über der Stadthallenbühne überzeugen.» Christsoziale Anbaggerei verlief an diesem Abend höchstwahrscheinlich so: «Toll, dieses Licht, nicht?» - «Großartig, ganz großartig. Vorschlag: Wollen Sie mir nach der Bertelmann-Show nicht ebenfalls heimleuchten?»

Als Riesen-Stadtratsleuchte erweist sich ein weiteres Mal DKP-Solist Werner Riedel. Beim CSU-Ball war er zwar nicht, hockt nun aber gemeinsam mit anderen Fürther Oberbürgermeisterkandidaten im Lindenhain. Der Stadtjugendring hat, da Wahlkampf ist, zur Diskussion eingeladen. Die FN machen sich die Mühe und schreiben mit, was CSU-Kandidat Alfred Fischer («Liebe Jungwähler»), SPD-Mann Uwe Lichtenberg («Liebe Freunde») und Freidemokrat Herbert Jungkunz («Liebe junge Fürther») zu sagen haben. Kommunist Riedel wählt die Anbiederungsgroßpackung, entscheidet sich für «Meine jungen Freunde» und hat fürs Jungvolk gleich mal ein paar revolutionäre Tipps parat, wie man seiner Wut über die Ungerechtigkeit in Fürth Luft macht.

Jeder denkt, jetzt ruft er «Bertelmann-Platten in den Gartenhäcksler!» Aber es kommt ganz anders. Riedel: «Besetzen wir einen Tag lang die Stadthalle! Fahrt schwarz im Bus und macht Zahlstreik!» Tolle Sache - allerdings muss Schwarzfahrer Riedel sich von Jungkunz daran erinnern lassen, dass er als Stadtrat eine VAG-Freikarte habe. Brüder, zur Sonne! Aber umsonst, bitte.

Aber Sonne, was ist das? Die italienischen Momente im Leben scheint Adi Pinter sehr zu vermissen. In der Bayernliga hat der von ihm betreute FC Vilshofen ein 0:0 bei der SpVgg Fürth gestemmt. Der Ronhofrasen taugt allerdings eher für die Eiskunstlauf-WM. Der traurige Adi nach dem Spiel: «Ich hätte so gern im Mai gespielt.» Doch noch ist Februar, alles ist kalt und grau, Fred Bertelmann lacht nicht. Zu diesen faden Zeiten passt, dass dem Ronhof-Reporter «das Körnchen Salz in der Suppe, nämlich ein Tor», fehlt; außerdem stellt eine Fürther Literaturzeitschrift ihr Erscheinen ein, «Das Senfkorn». Kein Pepp, nirgends.

Und jetzt wird auch noch das Benzin bleifrei. Man könnte auf den ersten Blick meinen, unser Foto dokumentiere ein Treffen ranghoher Vertreter der sowjetischen Auslandsspionage. Stimmt aber nicht. Bürgermeister Leonhard Abraham, zwei Referenten und der Leiter des Baubetriebsamtes weihen festlich gestimmt die erste Bleifrei-Zapfsäule für die städtischen Dienstfahrzeuge ein.

Adrenalin tankt derweil CSU-OB-Kandidat Alfred Fischer. In seiner Wahlkampf-Anzeige rempelt er den SPD-Kontrahenten Lichtenberg an. «Wir Fürther brauchen keinen Funktionär, der die Wähler über Geburtsort und beruflichen Werdegang im Unklaren lässt.» Uwe Lichtenberg - der Mann, der aus den Wäldern kam? Ein Schwarzfahrer, ein lachender Vagabund gar?