Godehard Schramm: Verführungen rund um den Gardasee

5.8.2009, 00:00 Uhr
Godehard Schramm: Verführungen rund um den Gardasee

Aber so ist das nun mal, wenn einen das Italienfieber gepackt hat. Eines, das man nicht mehr losbekommt und es ja auch gar nicht will. Man trägt eine permanente Sehnsucht nach diesem Flecken Erde mit sich herum.

Manche gehen soweit, von einer zweiten Heimat zu sprechen. Der Nürnberger Schriftsteller Godehard Schramm ist einer von ihnen. Seit 35 Jahren zieht es ihn und seine Familie jedes Jahr aufs Neue während der ersten beiden Osterwochen an den Lago di Garda, Italiens größten See mit seinen ungezählten Gesichtern.

In seinem neuen Buch «Zweite Heimat Gardasee" nimmt er dabei seinen Leser mit auf die Reise in eine Region, die ihresgleichen sucht. Denn Schramm verharrt nicht etwa an den verträumten Hafenbecken von Lazise und Torri, sondern wagt von dort aus Erkundungstouren, die bis zum Mittelmeer führen.

Zwischen Bootstouren, Kunst schaffenden Metzgern und Pfarrfesten, findet man sich auch vor verschlossenen Lädchen wieder und vermisst die Zitronengärten von Limone. Denn ein hoffnungsloser Romantiker ist Schramm trotz allen Fiebers nicht. Zu sehr hat er «Bella Italia» durchschaut - auch wenn ihm das «Briscola-Kartenspiel» selbst nach mehr als 30 Jahren ein Buch mit sieben Siegeln geblieben ist.

So zeichnet er weder das Bild einer makellosen Schönheit, noch verschweigt er die Fortsätze, die der Tourismus manchenorts wuchern lässt, und haben selbst die Junkies von Genua ihren Platz in dem kurzweiligen Band, in dem Worte spazierenzugehen scheinen. Schramm lässt kenntnisreich den Gegensätzen ihren Platz, ohne dabei den schönen Seiten Italiens etwas zu nehmen.

Es ist eine weite (Zeit-)Reise, die man sich zuweilen auch von einer kleinen Karte im Anhang begleitet wünschen würde. Eine, die zudem nicht nur poetische Land- und Menschenbeschreibungen beschert, sondern auch allerlei nette Anekdoten. Etwa von einer Aida-Aufführung in Verona, die zwischen umsonst erstandenen Regencapes, kleinwüchsigen Dirigenten und vespernden Opern-Freunden ihre humoristische Seite zeigt.

Garniert wird die Reise von treffenden Sprachschöpfungen zwischen «See-Mosaik», «Schiffsverführungen» und «Sprachgaloppern». Denn letztere sind nun mal wirklich kaum zu verstehen, wenn sie im Radio ihren Worten die Sporen geben. Selbst nach mehr als 30 Jahren nicht . . .

Nicht nur deshalb ist das Buch eine ideale und trotz aller Poesie äußerst informative Begleitung für die nächste Fahrt Richtung Brenner. Auch, wenn dabei das goldene Dachl wohl wieder keine Chance haben wird. Verdient hätte es eine Stippvisite dennoch - bei allem Fieber.
Godehard Schramm:

Zweite Heimat Gardasee.

Wiesenburg Verlag, 19,80 Euro.

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