Kreis-Galerie: Bollwerke gegen die Diktaturen der Uhren

10.9.2009, 00:00 Uhr
Kreis-Galerie: Bollwerke gegen die Diktaturen der Uhren

© Aslanidis

Die Arbeiten von Hjalmar Leander Weiss und Joseph Stefan Wurmer, die wie kleine Bollwerke gegen die Diktaturen der Uhren und unsere alltägliche Hektik nun in der Kreis-Galerie zu sehen sind, haben es in sich: die Fülle und die Leere, das Licht und die Schatten, die Flüchtigkeit, aber auch die Essenzen der Natur.

Weiss’ «Sedimentbilder», mit denen der Fürther Künstler Böden alter Fabrikhallen und anderer Gemäuer Bild werden lässt, indem er sie mit der Leinwand bedeckt, Abdrücke nimmt und diese mit Farbe tränkt, tragen solche Spuren des Gelebten, das weiterbesteht.

In der Arbeit «Nach dem Regen» finden Titanweiß, Ultramarin und Englischrot zueinander. Aus Rebstöcken gewonnen ist das lauernde Dunkel, mit dem der Künstler die Wandbilder seiner Serie «Lob des Schattens» schwärzt. Etwas Sakrales scheint darin zu wohnen. Etwas, das nicht zu greifen ist und das den Blick bannt.

Doch der 1958 Geborene, der den Spuren im Sediment des Raumes nun schon seit Jahren nachspürt, bewegt sich weiter. Dass er in seinem jüngsten Bild wütendes Echtrot auf Titanweiß treffen lässt, ist für ihn noch nicht das Ungewöhnliche, sondern der Weg, den er diesmal beschritt: Statt vorgefundene Strukturen auszudeuten und die Leinwand im Raum auszubreiten, war er selber es, der sich den Raum schuf. «Ausbruch» heißt das Bild. Was jetzt kommt, ist ungewiss. Nun wird es spannend.

Das Erzeugen von Spannung durch Aussparen, Andeuten und durch tastendes Sichtbarmachen ist wiederum als magisches Element auch in den Holzskulpturen von Joseph Stefan Wurmer zu finden. Der 1956 in Niederbayern Geborene, der ebenfalls in Fürth lebt, arbeitet viel mit dem duftenden, empfindlichen, hellen Holz der Pappel. Aber auch ein Stück Wurzelholz der Mooreiche hat Wurmer zum «Gitterfragment» geformt, um vorgefundene Natur geometrisch zu veredeln.

Was versteckte Fährten betrifft, steht Wurmer Weiss in nichts nach. So hat er etwa bei einem Holzkubus alle vier Seiten als Kreuz ausgehölt bis zum Kern, so dass zwangsläufig ein inneres Gebilde entstanden sein muss. Man ahnt es, sehen kann man es nicht. Wo Weiss den Schatten lobt, schafft Wurmer eine «Geheime Form». Am Rand der Dinge treffen sie sich.

Bis 10. Oktober; Kreis-Galerie, Kartäusergasse 14, Nbg.; Mi. Fr. 14–18 Uhr, Sa. 11–15 Uhr

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