Eine besonders lebendige Städtepartnerschaft

3.7.2017, 18:03 Uhr
Eine besonders lebendige Städtepartnerschaft

© Wolfgang Dressler

Dass das rot-weiße Zelt gebraucht wurde, hatte natürlich mit den Baumaßnahmen in der Stadthalle zu tun. Wo sonst immer mit den Freunden aus der Kleinstadt in Michigan gefeiert wird, regieren Handwerker und Maschinen — deshalb das Ausweichen an den Altmühlsee. Allen Mitwirkenden, vom Bürgermeister über Pressereferentin Ingebog Herrmann bis zum Bauhof, der das Zelt aufstellte, schwebte ein lauer Sommerabend mit einem prächtigen Sonnenuntergang vor. Es blieb bei der Hoffnung.

Dafür erfüllten alle Mitwirkenden die Erwartungen voll und ganz, etwa die Jugendkapelle Gunzenhausen, die internationale Melodien zum Besten gab, und die Firma, die für die Verpflegung sorgte. Das stimmte alles.

Vor allem stimmt seit vielen Jahren die "Chemie" zwischen den Gunzenhäusern und den Menschen in Frankenmuth, von denen viele fränkische Wurzeln haben. Was 1962 mit dem Erscheinen der ersten Delegation aus den USA begann, setzt sich fort mit vielen menschlichen Begegnungen und Bindungen. Auch diesmal hatten viele der Besucher aus Übersee deutsche Gastgeber, so dass neben dem offiziellen Teil genug Gelegenheit zum Austausch und zu gemeinsamen Unternehmungen bestand, zum Beispiel dem Bürgerfest. In die Jubiläumsfeier war auch die Stadt Neuendettelsau mit Bürgermeister Gerhard Korn eingebunden — von dort kamen viele der Siedler, die im 19. Jahrhundert in das Gebiet des heutigen Frankenmuth aufbrachen, um sich dort niederzulassen.

Den Blick zurück richteten beide Bürgermeister, und zwar voller Dankbarkeit. Karl-Heinz Fitz wie Gary Rupprecht erinnerten an die Gründerväter vor 55 Jahren. In Gunzenhausen waren das Dr. Marv Engel, James Wickson, Charles Zeilinger, Phillip Janz. Dr. Protzman und Franz Groß. Auf deutscher Seite taten sich Friedrich Wust, Gerhard Mentzel und Otto Kleemann hervor. Sie setzten das um, was US-Präsident Eisenhower mit seinem Programm "People to People" angestoßen hatte.

Eine besonders lebendige Städtepartnerschaft

© Wolfgang Dressler

Die beiden Bürgermeister waren sich auch darin einig, dass die Verbindung in den Folgejahren bis heute von vielen engagierten, ja leidenschaftlichen Bürgern profitierte. Was 1962 mit viel Mut begann, habe sich gelohnt. "Wir haben eine der ältesten Städtepartnerschaften zwischen Städten in Amerika und in Deutschland überhaupt. Und ich denke, dass unsere Städtepartnerschaft eine der lebendigsten ist", sagte Fitz. Er unterstrich auch sein gutes menschliches Einvernehmen mit Gary Rupprecht. Letzterer ist seit 32 Jahren im Dienst (ehrenamtlich), und er hat durchaus Lust, noch einige Jährchen Frankenmuth zu repräsentieren. Jedenfalls ist Rupprecht selbst schon längst eine der tragenden Säulen der Städtefreundschaft.

Auch diesmal stellte er heraus, dass die Partnerschaft nur mit der Jugend Zukunft hat. Als beispielhaft nannte der Bürgermeister den Besuch der Jugendkapelle Gunzenhausen 2013 in Frankenmuth sowie den Kultur- und Praktikumsaustausch, nicht zu vergessen den Schüleraustausch und den Deutsch-Unterricht an der St. Lorenz Grundschule. Rupprecht nannte noch weitere Personen, denen die Partnerschaft viel zu verdanken hat, darunter die Bürgermeister Willi Hilpert, Gerhard Trautner und Joachim Federschmidt, aber auch Siegfried Rein und Hans Billmann.

Frankenmuth sei stolz auf die sehr erfolgreiche Partnerschaft. Diese sei eine "gesunde Investition, von der die Menschen in Frankenmuth und in Gunzenhausen profitieren", so Rupprecht. Er wies auf die Bedrohung des Friedens und der Freiheit durch terroristische Kräfte hin. Die Partnerschaft stehe für Frieden und Harmonie, viele individuelle Freundschaften und ein besseres Verständnis zwischen den Nationen. "Wenn Beziehungen zwischen Regierungen manchmal durch persönliche Charakteristika und Aktionen gewählter Vertreter kurzfristig belastet sind, sind es die persönlichen Freundschaften, die das Band zwischen den freien Nationen nicht zerreißen lassen."

Diesen Geist bekräftigten die beiden Stadtoberhäupter, indem sie sich ins Goldene Buch eintrugen und die Partnerschaftsurkunde unterzeichneten. Dieser Akt steht alle fünf Jahre symbolisch für die Fortentwicklung der Partnerschaft.

Die persönlichste Rede hielt Renate Herrmann vom Freundeskreis Frankenmuth-Gunzenhausen. Sie und ihre Familie pflegen seit vielen Jahren engste Kontakte mit Frankenmuth, etwa mit Dan Haubenstricker vom Sister City Committee. Auch sie meinte: "Unsere Partnerschaft ist schon etwas ganz Besonderes, sie besteht nicht nur auf dem Papier, sondern wird gelebt." Ein Beweis dafür sei die Familie Zehnder, die von Beginn an involviert war. Renate Herrmann schloss: "Seit 14 Jahren bin ich Vorsitzende des Freundeskreises, und diese Jahre haben mich so reich beschenkt an wunderbaren Freundschaften und lieben Menschen, die mir dadurch begegnet sind."

Das i-Tüpfelchen setzten die Frankenmuther der Feier auf, indem sie 1000 Euro für den Jugendaustausch zwischen den beiden Städten spendeten. Auch dies erwärmte die Herzen der Teilnehmer der Feier, von denen einige aus Isle, der zweiten Gunzenhäuser Partnerstadt, gekommen waren.

Keine Kommentare