Fürther Gleichstellungsbeauftragte über #metoo

26.10.2017, 12:40 Uhr
Fürther Gleichstellungsbeauftragte über #metoo

© Foto: afp/Patrick Hertzog

Die erste Antwort fällt Hilde Langfeld noch leicht: Hat sie das Ausmaß des Problems überrascht, das der Hashtag #metoo seit Mitte Oktober ans Licht bringt? "Nee", sagt Langfeld, die sich als Gleichstellungsbeauftragte für Frauenrechte einsetzt, überrascht war sie definitiv nicht. Die US-amerikanische Schauspielerin Alyssa Milano hatte Frauen in der ganzen Welt ermuntert, das knappe Stichwort in sozialen Netzwerken zu verwenden, wenn sie Sexismus oder sexuelle Gewalt erlebt haben - um die Dimension des Themas deutlich zu machen. Unzählige Frauen folgten dem Aufruf.

"Das passiert jeden Tag auf der Welt", sagt Langfeld. Und ja, sie glaubt, dass wohl fast jede Frau im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal mindestens eine unangenehme Situation erlebt hat - einen demütigenden Spruch, ein Begrapschen oder Schlimmeres. Wobei die Grenze, ab wann man sich belästigt fühlt, individuell unterschiedlich sei.

Dass #metoo eine Debatte über das Thema angestoßen hat und Frauen sehen, dass sie nicht alleine mit ihren Erlebnissen sind, findet Hilde Langfeld eindeutig gut. Trotzdem hinterlasse #metoo sie ein wenig zwiegespalten, gesteht sie. Haben Prominente, die sich äußern, wirklich nur im Sinn, zu helfen? Oder wollen sie sich auch selbst ins Gespräch bringen?

Und dann, überlegt sie laut, gibt es die vielen Frauen, die Schlimmes erlebt haben, aber "niemals #metoo twittern werden". Langfeld denkt aktuell an die geflüchteten Frauen, die nach Deutschland gekommen sind. "Viele haben auf der Flucht sexualisierte Gewalt erlebt, aber da sprechen die nicht drüber."

Frauen, die von Gewalt betroffen sind, "öffnen sich oft nur ganz, ganz schwer", sagt sie, "erst wenn sie Vertrauen gefasst haben". Das erlebe man in Beratungsstellen. Deswegen sei auch die Dunkelziffer so hoch in dem Bereich.

Dass #metoo ihnen zeigt, dass sie nicht allein sind, dass es ein Tabu aufbricht, das sei wertvoll. Vielleicht, so hofft Langfeld, nimmt es manchen die Scham und erleichtert den Anruf bei einem Hilfetelefon oder den Schritt in eine Beratungsstelle, wo Fachkräfte ihnen bei der Verarbeitung des Erlebten helfen können.

Dass Facebook und Twitter als Plattform für betroffene Frauen hinzugekommen sind, sei gut. Über das Thema könne nicht genug gesprochen werden, so Langfeld. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ein Bewusstsein für die vielfältigen Grenzüberschreitungen zu schaffen - und Mädchen starkzumachen. "Sie müssen wissen: Das ist dein Körper, dein Leben. Du hast das Recht, Nein zu sagen." Das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken, sei ganz wichtig. Und die Jungs dafür zu sensibilisieren, dass ein Nein ein Nein ist. Gerade bei jungen Männern sei die Sensibilität oft schon groß, beobachtet Langfeld.

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