Auf dem Grünstreifen blüht die Kunst

31.7.2007, 00:00 Uhr
Auf dem Grünstreifen blüht die Kunst

© Winckler

Wer von der Fürther Jakobinenstraße kommt und in die Hornschuchpromenade einbiegt, der wird seit einigen Wochen von einem großen Dinosaurier-Wesen aus Baumaterialien begrüßt. Hermann Wagner hat die Plastik im Recycling-Verfahren aus Überbleibseln geschaffen. Sie ist Teil eines Skulpturen-Parks, der sich auf dem Grünstreifen in der Mitte der Fürther Prachtstraße ausgebreitet hat.

Säule in Pink

Seither wirkt der kleine Park völlig verändert: lebendiger, verspielter, lebensfroher. Dafür steht auch die Farbe der zweiten Arbeit, Adrian Maryniaks hohe Säule ganz in Pink, auf der eine Art Blüte thront. Sie wirkt wie eine der hübschen Zwiebelpflanzen, die derzeit gerne in Sträuße eingebunden werden. Damit wird das Motto der Kunstschau im Freien bestens illustriert, denn das lautet Wachstum.

Organisator Hjalmar Leander Weiss vom Kulturring C, der für die Aktion zehn Fürther Künstler zusammenbrachte, will das nicht als Zustand, sondern als Prozess verstanden wissen. Schließlich betrifft Wachstum jeden. Es entsteht, wo Zellen sich vermehren und vergrößern.

Wachstum kann aber auch als geistige Entfaltung oder persönliche Entwicklung verstanden werden. Oder aber im gesellschaftlichen Sinn als Kommunikation. Das hat Fürths japanischer Meisterbildhauer Kunihiko Kato plastisch umgesetzt. Er lässt drei glatte Objekte miteinander kommunizieren. Steht man in dem Kreis zwischen ihnen, hat man das komische Gefühl, angeschaut zu werden.

Paul Teutsch steuert eckige Eisenformen bei, Franz Janetzko eine graue, plattenartige Vierergruppe. Die beiden greifen den derzeitigen Trend auf, das Dingliche wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Die Zeiten, als die Installationen die Objekte verdrängten, sind vorbei, die Skulptur erlebt eine Renaissance und flirtet wieder mit dem Raum.

Ebenso aktuell, aber auf den 1000. Fürther Stadt-Geburtstag bezogen, präsentiert sich das Werk von Thomas Grögler und Heinrich Mangold: Eine kubische Eisenfigur in Form eines F, das ein Ü umarmt.

Mauer und Spiegel

Joseph Wurmer hat das gewachsene Material Holz gewählt und eine hohe Stele zu einem stilisierten Baum gestaltet. Michaela Biet zeigt einen Granitfindling, aus dem sie, je nach Sichtweise, Samen, Zellen oder Kerne herausgemeißelt hat. Ortwin Michl verblüfft mit einer Mauer, in der man sich selbst in einem Spiegel sehen kann.

Und Organisator Weiss hat ein meditatives Kugel-Objekt mit dem Titel «Mantra» geschaffen, das er von einem Schmied zusammenfügen ließ. Eigentlich sollte es in den Scharnieren beweglich sein, dann hätte man es immer weiter ausdehnen können, aber das war wegen des Standorts im Freien nicht möglich.

Von der hohen künstlerischen Qualität des Skulpturenweges kann man sich noch bis Juni 2008 überzeugen. Wenn es klappt, sollen danach alle drei Jahre neue Kunstwerke in der Hornschuchpromenade zu sehen sein.

CLAUDIA SCHULLER