Franz Josef in der Stadt der groußen Kniedli

6.10.2007, 00:00 Uhr
Franz Josef in der Stadt der groußen Kniedli

© Meyer

Edmund ist auch in Fürth. Noch weiß niemand, dass sich der CSU-Generalsekretär in den 90ern zum König von Bayern aufschwingt. Er selbst kann nicht ahnen, dass sein personifiziertes Ende nur wenige Kilometer entfernt im benachbarten Zirndorf schlummert. Entsprechend klein ist der FN-Artikel, der Stoibers Wahlkampfrede in der nagelneuen Stadthalle ankündigt. Immerhin erfährt der Leser, wer das Rahmenprogramm bestreitet: Conferencier Egon Helmhagen mit Tochter und die Blaskapelle Schmerler.

Und dann stiehlt «er» ihnen die Show. Weder Stoiber, noch Helmhagen oder dessen Tochter können Franz Josef Strauß das Wasser reichen. FJS hat sich nach seinem Wahlkampfauftritt in Nürnberg spontan entschlossen, nebst Gattin bei der Fürther CSU vorbeizuschauen. Die FN: «Was als Stippvisite vorgesehen war, mündete in eine gut einstündige Rede des Ministerpräsidenten.» Stoiber kann sein eigenes Manuskript wieder einpacken. Die 600 Besucher sind begeistert.

Die SPD empfängt kurz zuvor hohen Besuch: Der Fraktionschef der Bundestags-SPD, Hans-Jochen Vogel kommt in die, na klar, in die neue Stadthalle. Die Sozialdemokraten wollen Vogel nach seiner Rede noch über die Kärwa führen, doch der muss weiter nach Erlangen.

Am Kärwasonntag dann der Höhepunkt der Woche: Nach dem Erntedankfestzug sendet das Bayerische Fernsehen live eine zweistündige Show mit dem Namen «Fürther Kärwa-Karussell». Schauplatz der Musikveranstaltung ist, na freili, die ganz, ganz neue Stadthalle. Elke Sommer ist dabei. Und Fernsehmoderatorin Evi Kurz darf das Siegergedicht des Wettbewerbs «Drum ist es so schee in Färdd» singen. Besonders beeindruckt diese Strophe: «Färdder Madli, däi sin oadli und die Kniedli grouß und rund.»

Kleinere Kniedli kocht die SpVgg in der Zweiten Liga. Es läuft nicht rund für die Mannen von Trainer Franz Brungs. Der Verein beschließt, die Fans für das Spiel gegen Essen mit einem «Sonderservice wie kaum zuvor» (FN) in den Ronhof zu locken. Frauen in Begleitung ihres Mannes haben freien Eintritt. Pech für Frau Strauß, dass es ihr Mann so eilig hatte. Somit verpasst sie nämlich die Aurachtaler Jugendkapelle unter Leitung von Manfred Bock. Laut FN ist Bock besonders bekannt geworden als «Sänger Manni» der «Goldenen 17». Außerdem gibt es zum ersten Mal eine Art Wettbüro im Ronhof. Die ersten beiden Preise sind eine Briefmarkensammlung und sechs Weinbecher aus Zinn.

Die SpVgg spielt 0:0. Welcher Fürther Pessimist seine Briefmarkensammlung künftig herzeigen darf, ist nicht überliefert. Vielleicht kann er helfen, einen Trend zu festigen: Die Stadt Fürth hat wieder die magische Marke von 100 000 Einwohnern geknackt. Es leben genau 100 572 Boum und Madli in der Stadt. Außerdem gibt es 37 705 Autos. Wenig später sind es 37 704. Ein 26-Jähriger rast mit 160 Sachen durch Fürth. Zwei Streifenwagen heften sich an seinen Auspuff, dann kommt der Betrunkene von der Fahrbahn ab und landet, na wo wohl? Nein, nicht an der Stadthalle. Einfach nur im Grünstreifen.