Spanien war auch dabei

12.5.2019, 17:51 Uhr

Was tun, wenn der Wonnemonat Mai leider noch keine Urlaubsgefühle weckt? Richtig, in die Meistersingerhalle gehen. Im letzten symphonischen Konzert dieser Saison setzten sich die Nürnberger Symphoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kahchun Wong zum Ziel, dem Publikum die Sehnsuchtsländer Italien und Frankreich musikalisch näher zu bringen.

Wobei, gab es da nicht auch eher spanische Klänge? Das Konzert für Violoncello und Orchester d-Moll (1876) des französischen Komponisten Édouard Lalo weckte durchaus Assoziationen mit Andalusien. Solist Maximilian Hornung, der 32-jährige Star-Cellist aus Augsburg, der letztes Jahr mit den Symphonikern schon das Dvořák-Konzert gespielt hat, beeindruckte mit seiner gelungenen Tonmodulation.

Mit vollem Ton, aber nie forcierend, sorgte er für stimmungsvolle Nuancierungen. Der sehr elegisch gespielte 2. Satz sowie die düster-mysteriös interpretierte Einleitung des 3. Satzes ließen Bilder des maurischen Spaniens mit der Alhambra in Granada aufkommen. Dann wieder gab es Anklänge an Flamenco und an französische Tänze – und viel französische Hochromantik mit all ihrer Virtuosität, die Hornung wie selbstverständlich meisterte.

Das Zusammenspiel mit den Symphonikern gelang auch in den heikleren Passagen wie den Synkopen zwischen Cello und Flöte im Allegro presto des 2. Satzes sehr gut. Der intensive Blickkontakt des Solisten mit dem Dirigenten vor den Einsätzen unterstrich die Bedeutung, die dem präzisen Miteinanderspielen beigemessen wurde.

Die beiden Frühwerke Giacomo Puccinis, das Capriccio sinfonico und das Preludio sinfonico, die den Hauptwerken des Konzerts jeweils vorangestellt waren, ließen den italienischen Opernkomponisten bereits gut erkennen, hinterließen aber keinen besonderen Eindruck. Der zweite Höhepunkt des Konzerts war Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie Nr. 4, die trotz ihres Beinamens "Die Italienische" musikalisch nicht besonders italienisch ist.

Aber Wong sorgte für einen Frischekick, indem er, während das Publikum noch sein Wiedererscheinen auf der Bühne beklatschte, sofort loslegte. Besonders der letzte Satz gab die Lebensfreude des Stücks wieder, das von Mendelssohns Italienaufenthalt 1830/31, von Landschaften und Architektur inspiriert ist.

Ein schöner Abschluss der symphonischen Konzerte 2018/19.

 

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