Ein Selbstporträt gegen das eigene Vergessen

NÜRNBERG - «Habt ihr mal die grüne Wachsmalkreide?», fragt ein Patient in die Runde und ist intensiv damit beschäftigt, seiner Porträtzeichnung den letzten farblichen Glanz zu geben. Unter der künstlerischen Leitung des Nürnberger Malers und Grafikers Fritz Lang haben zwölf demenzkranke Patienten ihr eigenes Portrait gemalt. Das Kunstprojekt wurde als Versuch der Gedächtnissprechstunde im Zentrum für Altersmedizin gestartet, um die Wahrnehmung zu fördern und sich künstlerisch mit dem eigenen Ich auseinanderzusetzen.

Ein erfolgreiches Projekt, wie die Psychologin und Mitarbeiterin der Gedächtnissprechstunde, Kerstin Schmidtgen, rückblickend auf vier Sitzungen betont: «Es entwickelte sich nicht nur ein sehr gutes Gruppengefühl, sondern wir konnten auch beobachten, wie die Patienten zunehmend kreativer und präziser gearbeitet haben.»

Spannender Prozess

Neben Lob und Anerkennung für die Arbeit des Anderen stand der spannende Prozess, das eigene Porträt zu gestalten. «Um die Hemmschwelle zu senken», erklärt die Gerontologin, Johanna Myllymäki, «hat der Künstler die Konturen von Gesicht und Körper vorgemalt. Die weitere Gestaltung und Interpretation des eigenen Ich lag dann aber bei den Patienten.» Teilgenommen haben vor allem ältere Männer und Frauen, die unter einer leichten kognitiven Störung leiden und bei denen eine beginnende Demenz zu beobachten ist.

Kranke mit schweren Beeinträchtigungen

Sie gehören zur Gruppe der «kognitiven Therapie», die sich einmal wöchentlich im Zentrum für Altersmedizin zum Gedächtnistraining trifft. Zwei Patienten aus der Malgruppe zählen schon zu den Demenzkranken mit schweren Beeinträchtigungen. Möglich wurde der erfolgreiche Ausflug in die Kunsttherapie dank der finanziellen Unterstützung durch die Schöller-Familienstiftung. Die durchwegs sehenswerten Werke sind in Kürze auch öffentlich zu bestaunen: Spätestens ab Mitte Mai sollen die Exponate in den Räumen des Zentrums für Altersmedizin ausgestellt werden.

Die Gedächtnissprechstunde im Klinikum Nord gibt es seit knapp acht Jahren. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, behandlungsbedürftige Gedächtnisprobleme frühzeitig zu erkennen. Das Angebot richtet sich an ältere Menschen, die bei sich selbst oder bei einem Angehörigen ein Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit, vor allem des Gedächtnisses, bemerken.

Für weitere Informationen ist das Sekretariat der Sprechstunde im Zentrum für Altersmedizin (Haus 33) unter Tel.: (09 11) 3 98 39 43 zu erreichen.