Schloss-Reste schlummern im Boden

6.11.2019, 19:36 Uhr
Schloss-Reste schlummern im Boden

© Visualisierung: KIB Gruppe/privat

In diesem Fall ist es ein Glücksfall für die Archäologen – und ein weniger willkommener Fall für den Bauherren, hier die KiB. Auf dem Areal befand sich eines der Hallerschlösser, dessen Grundmauern nun freigelegt werden.

Zehn Archäologen sind derzeit auf dem Gelände in dem Dreieck Regensburger-, Scharrer- und Hainstraße zugange, legen frei, fotografieren, dokumentieren und messen mit Computerhilfe die verbleibenden Grundmauern des Reliktes aus. Eine Überraschung war der Fund nicht. Sowohl die Stadtarchäologie als auch der Bauherr waren vorgewarnt.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Schlösschen, das im Zweiten Markgrafenkrieg zerstört wurde, wiedererrichtet, sagt Stadtarchäologe John Zeitler. Wieder zugrunde ging es im Zweiten Weltkrieg, 1944. Über die Reste wurde zum Bau des Autohauses in den 50er Jahren asphaltiert. Die Dokumentation jetzt sei eine einmalige Chance, sagt Zeitler. Denn versetzen könne man die Überbleibsel nicht. Sie werden zerfallen und wie gewöhnlicher Bauschutt behandelt. Noch bis Frühjahr 2020 wollen die Wissenschaftler festhalten, was möglich ist.

Schloss-Reste schlummern im Boden

© Foto: KIB Gruppe/privat

Auch wenn die Bauarbeiten dadurch verzögert werden – über gewöhnlichen Bauschutt kann sich Sebastian Greim, zuständig für die Projektentwicklung der KiB-Gruppe, freuen. Schließlich hat es auch kontaminierten Aushub an der Baustelle gegeben. Zwar waren die Böden versiegelt, doch Öl und Benzin sind im Laufe der Jahre ins Erdreich gelangt.

Dafür kann die KiB mit der Reaktion der Anwohner zufrieden sein. Bei einem Info-Abend mit Sebastian Greim, organisiert von der SPD-Stadtratsfraktion, war das Interesse groß – größtenteils blieb es beim Interesse. Das ist selten bei Bauprojekten dieser Größenordnung. Mit Proteststürmen ist immer zu rechnen.

Rund 80 Bürger in der benachbarten "Luise" erfuhren, dass die besonders lärmintensivsten Arbeiten, wie der Abbruch des Stahlbetonturmes, abgeschlossen sind.

Die KiB versucht, den Titel "Luitpoldviertel" zu etablieren, für den Nürnberger aber ist es zunächst noch "der Krauss". Das kann sich ändern, wenn auf der 28 000 Quadratmeter großen Fläche das Quartier vollendet ist. Dies soll im Jahr 2026 der Fall sein. Dann gibt es an dieser Stelle einen Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen, Service-Wohnen für Senioren, Büro, Handel, Hotel sowie eine Kindertagesstätte. Mit den Grünflächen kann Greim bei den Bürgern punkten: Immerhin steige die Quote auf dem Gebiet von null Quadratmeter auf 8000 Quadratmeter.

Sorgen machen den Anwohnern die Parkplätze. Laut Greim liege es im Interesse der Stadt, bei der Zahl der Stellplätze im unteren Bereich des vorgeschriebenen Wertes zu bleiben. Ob das reicht, bezweifeln einige und befürchten, dass die ohnehin angespannte Situation im Viertel sich noch verschärft.

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