Abschied: Politik zwischen Lust und Frust

26.2.2008, 00:00 Uhr
Abschied: Politik zwischen Lust und Frust

© Hans-Joachim Winckler

Er ist der Dinosaurier. 42 Jahre lang war Ferdinand Metz CSU-Stadtrat und lange Zeit ihr Fraktionsvorsitzender, 1990 kandidierte er fürs Amt des Oberbürgermeisters. Bewegte Zeiten. Metz blickt milde zurück: «Ich habe das Amt mit vollem Einsatz und ganzem Herzen ausgefüllt.» Gefühl und Politik schließen sich für den 77-Jährigen keineswegs aus: «Man stürzt sich kopfüber hinein wie in die Liebe, ohne die Folgen zu bedenken. Im Lauf der Jahre macht man den einen oder anderen Abstrich.» Sieben Wahlen - bei der ersten zitterte er buchstäblich, die laufende hält er für bereits entschieden - und vier Oberbürgermeister hat Metz erlebt, sah die Hardhöhe noch als Flugplatz und saß im Dezember bei der Jungfernfahrt zur neuen U-Bahnstation im ersten Wagen. Wie die Zeit vergeht . . .

Das denkt auch Grete Schwarz. Mit 70 Jahren freut sie sich wie ein Schneekönig. «Einmal ohne Terminkalender leben», sagt die SPD-Stadträtin. 30 Jahre war sie politisch aktiv, war Pflegerin für die städtischen Kindergärten und das Wohnungswesen, kümmert sich derzeit um das Rundfunkmuseum. Sie brachte neue Kleingärten und Radwege mit auf den Weg, empfand die Neugestaltung der US-Kasernen als echte Aufgabe und engagierte sich fürs Thermalbad.

Ach, es gäbe viel zu erzählen. 1992 etwa stellte sie sich Stoibers Dienstlimousine in den Weg, schrieb ihm den erhöhten Wohnungsbedarf Fürths ins Stammbuch. Heldenhaft? Mutig sicher, wichtiger aber waren für sie die Meilenschritte der Kultur. VHS-Haus, KuFo, Stadttheatersanierung, drei neue Museen plus Musikschule - all das strahle positiv aus. Auf Fürth, seine Bürger, den Großraum. Um die Niederlagen würde sich die gutgelaunte Bald-Rentnerin am liebsten herumreden. Doch steht noch die Ruine der Schwelbrennanlage am Hafen, als «größte umweltpolitische Enttäuschung».

Auch Heidi Tischendorf hört auf. Dabei kann sich die CSU-Stadträtin noch wunderbar aufregen. Über die «unseriöse Finanzierungspolitik in unserer Stadt», das Knappsen bei kleinen Projekten und dass Fürth Saturn den Vorgarten herrichtet. Trotzdem sagt sie, «ich scheide nicht mit Groll». Ihr «Baby» ist in trockenen Tüchern, das Klinikum wird bis mindestens 2015 in kommunaler Trägerschaft bleiben. Vielleicht sei sie zu dünnhäutig für die Politik, sagt Tischendorf: «Mit Ungerechtigkeiten kann ich nicht leben.» Immerhin: Zwölf Jahre saß sie im Stadtrat, hatte die berufliche Tätigkeit - die eigene Drogerie - hintan gestellt und freut sich jetzt auf mehr Zeit mit Kindern und Enkeln.

Platz für die Jungen, den räumen alle gern. Aus anderem Grund scheidet Gabriele Köpplinger (57) im Mai aus dem Stadtrat. Das Doppelmandat in Bezirk und Stadt wollte sie «eigentlich nie», rückte aber 2001 nach dem Tod von Günther Brandt für die SPD in Fürth nach.

Die Arbeit sei interessant und vielfältig gewesen, zumal in der eigenen Stadt, für einen unbequemen Geist nicht immer einfach. «Man wird auch als Stimmvieh benutzt - das gilt für alle Parteien.» Ihre Gedankenanstöße hätte kürzlich Bürgermeister Träger gelobt, Oberbürgermeister Jung hielt sogar eine Eloge auf Rolf Werner (CSU). Der Finanzfuchs aus Burgfarrnbach hatte oft sogar den Kämmerer verblüfft. Neben den schon Genannten verabschieden sich aus freien Stücken außerdem Karin Vetter, Rosmarie Koch und Athanase Andriopoulos bei der SPD sowie Heidi Wille und Ulrich Tipp bei der CSU.

Was in ihrer letzten Stadtratssitzung im April passiert? Ferdinand Metz hat seine Rede in groben Zügen schon vor sich, der Feinschliff folgt. Viel Dank wird sich darin finden. Ans Volk hat er derweil schon 5000 Flugblätter verteilt.