Streitbare Studenten verbrüderten sich

19.6.2008, 00:00 Uhr
Streitbare Studenten verbrüderten sich

© Fengler

In der Chronik des Vereins heißt es: «Gegen Ende des Jahres 1858 trat aus der juristischen Praxis in die Kunstschule zu Nürnberg über der 28-jährige Dammer und zeichnete da im Aktsaal mit den anderen jungen Malern nach der Natur, wurde aber da von den Malern keineswegs mit freundlichen Augen betrachtet. Und sie waren gegeneinander wie Hunde und Katzen.»

Zur Lösung dieses Problems suchte Dammer einen Platz zur «Fehde» und wollte diese im Rahmen einer «akademischen Kneipe» austragen. Am 28. Dezember 1858 trafen sich 15 Absolventen der Kunstgewerbeschule im Wirtshaus «Grauer Kater» in der Äußeren Laufer Gasse. Aus dem geplanten Streit erwuchs aber schließlich Harmonie: Zunächst plante man, sich nur unregelmäßig zu treffen. Im Laufe des Abends wurde dann der Beschluss gefasst, eine Künstlergemeinschaft zu bilden.

Gedankenaustausch sollte die Künstler beseelen

«Ziel war es, durch Gedankenaustausch sich gegenseitig zu bilden und zu unterhalten sowie den Geist zu fördern, der Künstler beseelen soll», steht in der Vereinschronik zu lesen. Hermann Grüner wurde zum 1. Vorstand gewählt, Friedrich Dammer zum Schriftführer, und das Amt des so genannten Kunstwarts nahm Friedrich Wanderer ein.

Von Anfang an gab es auch die Zeitung «Pegasus», eine Mischung aus Vereinsnachrichten, Satire und Lyrik. Wanderer entwarf die Aufnahmekarten und die Vereinsfahne mit dem jungen Albrecht Dürer als Motiv und legte auch die Vereinschronik an.

Was vor 150 Jahren eine Gruppe Kunststudenten gründete, hat immer noch Bestand. Während des 2. Weltkriegs drohte die Klause auseinander zu fallen, doch nach Kriegsende wurde die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen. Die Gleichberechtigung hielt Einzug, ab jetzt konnten auch weibliche Mitglieder dem Zirkel beitreten.

Der Künstlerklause Nürnberg e.V., die seit 1882 im Tiergärtnertorturm ihren Stammsitz hat, besteht 2008 aus einer bunten Melange aus Künstlern und Kunstfreunden. Den derzeitigen Vorsitz hat Fritz Lang inne.

«Das Konzept der Künstlerklause funktioniert, auch wenn wir zugegebenermaßen Nachwuchsschwierigkeiten haben. Kommt jemand von der Akademie der Bildenden Künste, kreisen seine Gedanken nur um die eigene Ausstellung. Künstler sind eben alles Eigenbrötler», so der 77-Jährige mit einem Lächeln. Deshalb unterstreicht Lang, dass alle gestalterischen und reproduzierenden Kräfte der Metropolregion herzlich eingeladen sind, mit den «Klausnern» Kontakt aufzunehmen.

Bekannt geworden ist der Grafiker und Maler vor allem durch seine Karikaturen, die er mit einem Füllfederhalter vor Ort skizziert und dann meist als Ölgemälde verewigt. Im Rahmen der Festausstellung «150 Jahre Künstlerklause Nürnberg e.V.» zeigt Lang auch eines seiner berühmtesten Gemälde. «Das Pärchen habe ich bei Kirchweihen und anderen Festivitäten immer wieder getroffen, und es hat mich fasziniert», erzählt Lang. Das Bild zeigt einen hageren Mann und eine korpulente Frau. In seiner Tragetasche sind eine Stadtwurst und ein Brot verstaut. Die Maß Bier bekam das Duo meist ausgegeben, sagt Lang, deshalb konnte der Mann seiner Herzdame oft eine Rose kaufen.

Eröffnung der Festausstellung «150 Jahre Künstlerklause Nürnberg e.V.» ist heute um 19 Uhr im Historischen Rathaus Wolff’scher Bau. Ausstellungsdauer bis zum 29. Juni, geöffnet Montag bis Freitag 10-18 Uhr, Samstag/Sonntag 10-17 Uhr. Flankierend gibt es bis zum 6. Juli eine Werkschau im Tiergärtnertorturm, täglich von 11-17 Uhr geöffnet.

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