Wir sehen durch einen Spiegel ein dunkles Bild

20.6.2008, 00:00 Uhr
Wir sehen durch einen Spiegel ein dunkles Bild

© Hans Winckler

«Der Knopf ist verbunden mit dem Spiegel. Das ist witzig», sagt der vierjährige Kunstfan. Witziger wird es in Paul Teutschs Container allerdings nicht. Der Fürther Kulturförderpreisträger (2005) legt mit seiner Installation die härteste Nuss des Kunstparcours’ hin. Und er meint es ernst.

Auf einer weißen Säule sitzt jener knuffig rote Schlagschalter von der Sorte «Wir eröffnen die Ära des Farbfernsehens». Wer sich am Schalter postiert, erblickt sich selbst in einem Spiegel; drückt man den Schalter, taucht auf dem Spiegelbild der Satz «Are you gonna be part of the problem or part of the solution» auf - was will man sein, Teil des Problems oder Teil der Lösung? In der Raummitte ein blaues Objekt - ein Kanister. An der Stirnseite ein schwarzes Objekt - könnte ein Flachbildfernseher sein. Drei Videokamera-Imitationen in den Raumwinkeln. Wir beobachten und werden beobachtet.

Teutsch sagt, die Skulpturen seien abgeleitet von Wasserstoffperoxidfässern, die die Polizei im September 2006 im Saarland fand. Drei Männer waren im Begriff, Apex herzustellen. Apex ist der Sprengstoff, der London im August 2006 in Schockstarre bombte. Teutsch fragt nach unseren Haltungen im Zeitalter des globalen Terrors. An einer Wand hängt ein Foto: Männer im Wald, arbeitend. Sprengmeister? Auf dem Bild ein Zitat aus einem Paulus-Bief an die Korinther: «Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.»

Wir stehen im Zentrum - als Zielscheibe, aber auch als vom Bösen herausgeforderte, zum Handeln verdonnerte Mitmenschen. Eine Arbeit voller Fragen an unsere Zukunft. mab

Königstraße, Ecke Königsplatz, täglich 11-20 Uhr.