5. März 1970: Kraftakt im Kraftwerk - 140-Millionen-Investition

5.3.2020, 08:06 Uhr
5. März 1970: Kraftakt im Kraftwerk - 140-Millionen-Investition

© Contino

Im Großkraftwerk Franken I bei Gebersdorf wird derzeit gesprengt: in monatelangen Abbrucharbeiten soll der Zukunft des Strom-Lieferanten der Weg geebnet werden. Anstelle zweier alter, kohlebefeuerter Kesselhäuser wird mit einem Aufwand von rund 140 Millionen Mark ein neues Blockkraftwerk mit einer Leistung von 300 Megawatt (300 000 Kilowatt) entstehen, das sowohl auf Öl- als auch auf Gasbasis betrieben werden kann.

Fünf Monate Sprengungen und Abbruch

Die Brenner sollen deshalb auch für den Gasbetrieb geeignet sein, weil man Ende 1972 oder Anfang 1973 mit russischem Gas rechnet, das Nürnberg über Marktredwitz erreichen wird. Außerdem soll auch holländisches Gas als Brennstoff benutzt werden; hierzu ist jedoch eine eigene Mischanlage erforderlich, da Russen- und Holland-Gas unterschiedliche Heizwerte haben, die Kessel aber unter gleichbleibender Temperatur gehalten werden müssen.

Den finanziellen Kraftakt hielt man im Großkraftwerk für unumgänglich: mit der derzeitigen Anlage hätte der ständig steigenden Energieabnahme nur noch bis 1972 Rechnung getragen werden können. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres stieg der Energieverbrauch um über zehn Prozent – das wirft alle bisherigen Prognosen über den Haufen, nach denen pro Jahr eine Steigerung von sieben Prozent zu erwarten ist.

Für die Vergangenheit traf dies zu, aber ein Großkraftwerk muß für die Zukunft gerüstet sein. Darum wird in den nächsten fünf Monaten abgebrochen: drei 100 Meter hohe Kamine sollen fallen, ausgedient haben auch zwei alte Kesselhäuser. An ihrer Stelle werden entstehen: ein 82 Meter hohes Kesselhaus mit einer Grundfläche von 30 mal 30 Meter, ein 30 Meter hohes Maschinenhaus mit einer Länge von 50 Metern, ein Schalthaus und ein Betonschornstein mit einer Höhe von mindestens 150 Metern.

Und wo bisher Kohlenberge in den Himmel ragten – täglich mußten über 1500 Tonnen Kohlen verheizt werden – werden künftig zwei Öltanks emporragen: jeder Tank hat ein Fassungsvermögen von 35 000 Kubikmetern und ist bei einem Durchmesser von 30 Metern rund 25 Meter hoch. An diese Schweröl-Speicher werden auch die verbleibenden Reste des alten Kraftwerks angeschlossen, nachdem ihre Brenner auf Ölbetrieb umgestellt worden sind.

Bis Ende 1972 sollen die umfangreichen Arbeiten abgeschlossen sein: dann wird das Gebersdorfer Kraftwerk eine Leistung von 550 Megawatt haben. Zum Vergleich: das Großkraftwerk Franken II bei Kriegenbrunn/Frauenaurach verfügt über eine Kapazität von 400 Megawatt.

Verwandte Themen