7. März 1970: Goldhamster und die gefiederten Sänger

7.3.2020, 08:11 Uhr
7. März 1970: Goldhamster und die gefiederten Sänger

© Fischer

Hamster, Meerschweinchen, Vögel, die Bewohner von Terrarien und Aquarien werden in vielen Familien liebevoll gehegt und gepflegt. Entsprechend ist auch das Angebot der Fachgeschäfte: vom Wasserfloh bis zu ungezählten Facharten gibt es alles zu kaufen. Auch Pythons sind darunter – für die wenigen Schlangen-Fanatiker.

Die Liebhaber von Affen und Reptilien müssen jedoch im Augenblick schlechte Zeiten durchstehen, Schlangen und Eidechsen halten ihren Winterschlaf, für Affen besteht seit einem Jahr eine Einfuhrsperre. Das einzige Exemplar in einer Tierhandlung ist leider unverkäuflich, denn "Amba", die Zwergkapuziner-Dame aus Brasilien, ist zu anhänglich. Jedesmal, wenn sie ihren Besitzer wechseln sollte, zeigte sie passiven Widerstand und trat in den Hungerstreik. Zwei Verkaufsversuche schlugen fehl. Die Käufer kapitulierten vor der Willensstärke und gaben das Tierchen wieder zurück.

Rosa Zeiten kommen für die Reptilienfreunde erst wieder im Frühling. Ringelnattern, Blindschleichen, Äskulapnattern und Eidechsen werden aus Italien und Jugoslawien eingeführt. Wem eine 75 Zentimeter lange Äskulaapnatter noch nicht lang genug ist, kann sich auch eine Python aus Afrika besorgen lassen.

Unbeeindruckt von Einfuhrsperre und Saisongeschäft tummeln sich die Fische das ganze Jahr über in den Aquarien: Smaragdpanzerwelse, Neons, diverse Barbenarten, Komet- und Schleier-Guppies, Korallenfische vom Roten Meer – um nur einige Exemplare zu nennen. Zu Tausenden werden sie im Flugzeug in Plastikbeutel verpackt, nach Nürnberg geflogen, gekauft von Experten, deren Steckenpferd längst zur Wissenschaft geworden ist.

Viel einfacher sind die Stars unter den Kleintieren zu halten, die Goldharnster. In einer Woche verkauft ein großes Nürnberger Zoogeschäft 70 dieser drolligen Nager, so daß sich die Händler allmählich besorgt fragen, wo denn die Tiere alle hinkommen. An zweiter Stelle der Beliebtheits-Skala stehen die Schildkröten, unter den Schülern eingängiges Tauschobjekt für Karl-May-Bände.

Vom schönen Schein, hinter dem nichts steckt, lassen sich die Nürnberger nicht so schnell täuschen Das beweisen sie beim Vogelkauf. Bevorzugt werden erstklassige Sänger, vom Kanarienvogel bis zur chinesischen Nachtigall. Weniger gefragt sind die Gestaltskanarien, die nicht halten, was ihr Äußeres verspricht: wunderbar nur fürs Auge, weniger angenehm fürs Ohr.

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