Norisring trotz Corona? Ein Rennen, das kaum zu gewinnen ist

2.4.2020, 19:39 Uhr
Norisring trotz Corona? Ein Rennen, das kaum zu gewinnen ist

© Foto: Sportfoto Zink

 Vor wenigen Tagen wurde dem Norisring eine unerwartete Ehre zuteil: Der Traditionskurs rückte im angesichts überholten Rennkalender der DTM an die erste Stelle. Er sollte den fulminanten Saisonauftakt für das DTM-Jahr 2020 bilden. "Eine geile Idee", freut sich Wolfgang Schlosser über die Nachricht der DTM-Dachorganisation ITR. Doch inzwischen mehren sich nicht nur beim Vorstandsvorsitzenden des Motorsport Club Nürnberg, der das Rennen unter größten Anstrengungen ausrichtet, die Zweifel, dass die Noris vom 10. bis 12. Juli tatsächlich der Nabel der Tourenwagen-Rennsportwelt sein wird – dem Organisator läuft die Zeit davon.

Schöller-S, Grundig-Kehre, aber keine 150.000  

Die Planungen für 2020 begannen wenige Wochen, nachdem der Norisring im vergangenen Jahr das letzte Mal umrundet worden war. Neue Verträge mit Dienstleistern wurden verhandelt, Terminabsprachen geführt. "Jede Menge Herzblut" floss, wie Schlosser erzählt. Einmal abgesehen von der über allem stehenden Frage, wann überhaupt wieder Großveranstaltungen stattfinden dürfen wie dem Norisring, der an einem Wochenende bis zu 150.000 Motorsportfans an die berühmte Strecke mit dem Schöller-S, der Grundig-Kehre flankiert vom Dutzendteich lockt, droht nun auch ein unlösbares finanzielles sowie logistisches Problem.

"Wer kauft denn heute eine Karte für den Norisring?", fragt Schlosser und denkt an alle die, die "selbst schauen müssen, dass sie über die Runden kommen". 25.000 zuversichtliche Rennsportfans bräuchten sie beim MCN, um das nötige Vorverkaufskontingent abzusetzen. Erst dann erschiene der Aufwand in Höhe von 1,5 bis 1,8 Millionen Euro für den Aufbau eines Rennareals ansatzweise wirtschaftlich vernünftig. Der Verkauf der Tagestickets ist stets das Zünglein an der Waage, das für den Verein und seine überwiegend ehrenamtlichen Motorsport-Enthusiasten über Gewinn oder Verlust entscheidet. Ob diese helfenden Hände überhaupt zur Verfügung stünden, um den Stadtkurs für die große PS-Show vorzubereiten, ist fraglich.

Schlosser, selbst Arbeitgeber, musste drei Viertel seiner Belegschaft in Kurzarbeit schicken. "Und die Leute müssen ja teilweise auch Urlaub nehmen, den sie dann im Juni nicht mehr haben."

Weil es abgesehen von der Corona-Krise angesichts der Terminkollision mit Heimspielen des 1. FC Nürnberg und einer zu erwartenden Veranstaltungsdichte an Messen nahezu unmöglich ist, einen Ausweichtermin noch in diesem Jahr zu finden, berät der MCN über die Verschiebung gleich um ein Jahr. Auch das ist ein Thema in den regelmäßigen Telefonkonferenzen mit der ITR neben dem Status quo.

MCN-Chef: "Wer soll das jetzt entscheiden?" 

Vier Wochen bevor der erste Bolide seine Runden am Norisring dreht, müssten die Aufbauarbeiten beginnen. Die Stadt hält sich in den obligatorischen Gesprächen über eine Genehmigung für die Veranstaltung bedeckt. Schlosser hat dafür Verständnis: "Wer soll das jetzt entscheiden? Niemand kann das jetzt entscheiden." Markus Söder könnte es. Doch die Mitgliedschaft beim MCN allein dürfte den bayerischen Ministerpräsidenten allein zu einem Go sicher nicht bewegen, auch er bräuchte belastbare Fakten.

Maximal zehn Tage fahren sie beim Motorsport Club Nürnberg noch auf Sicht. "Danach ist es definitiv zu spät", prognostiziert Schlosser ein Ende der Hängepartie. Dass sich in dieser kurzen Zeit der Nebel lichtet, davon ist nicht auszugehen. Die Vollbremsung bei der Organisation erscheint wahrscheinlicher als der Tritt durchs Bodenblech. "Mir blutet das Herz", sagt Schlosser stellvertretend für all die Vollblutracer – immerhin noch mit Resthoffnung im Tank.

 

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