19. Dezember 1964: Die Messe hängt am alten Platz

19.12.2014, 07:00 Uhr
19. Dezember 1964: Die Messe hängt am alten Platz

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Die Internationale Spielwarenmesse ist jüngst zweimal von Vorschlägen für einen anderen Standort überrascht worden.
Im neuen Flächennutzungsplan der Stadt Nürnberg wird als künftiges Messegelände die Zeppelinwiese angeboten: der Bund Deutscher Architekten hatte im vergangenen Jahr den Marienberg dazu auserkoren. Beidemale tauchten solche Gedanken auf, weil für den alten Komplex am Berliner Platz wieder Baupläne bestehen.

Die Spielwarenmesse hat der Stadt Nürnberg auf ihren Vorschlag hin mitgeteilt: „Wenn die Stadt oder eine andere Organisation ein neues Messegelände bauen will, bleibt ihr das überlassen. Wenn es fertig ist und die Spielwarenmesse aus ihren finanziellen Verpflichtungen im alten Gelände abgelöst werden kann, wird sie sicher an den neuen Standort umziehen. Niemand aber möge glauben, daß sie noch einmal bereit ist, eigene Geldmittel zum Bau eines weiteren Messegeländes einzusetzen.“

Für diese Haltung hat der Geschäftsführer der Spielwarenmesse eGmbH, Fritz Drescher, eine Reihe von Gründen mitgeteilt. Er verweist zunächst darauf, daß es kein Ausstellungsgelände gab, als die Spielwarenmesse 1949 ins Leben gerufen wurde. Das Parteitags-Gelände hätte viel Geld und Zeit erfordert, um zu einem Messeplatz im Winter ausgebaut zu werden, und obendrein Ausländern wohl kaum angeboten werden können.

19. Dezember 1964: Die Messe hängt am alten Platz

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„Wenn uns der Nürnberger Bund nicht sein Ausstellungshaus in der Schoppershofstraße angeboten hätte, wäre die Spielwarenmesse zwangsläufig in einer anderen Stadt entstanden“, meint Drescher. Es hat demnach historische Gründe, wenn sich die größte Ausstellung dieser Art in der ganzen Welt von Jahr zu Jahr am Berliner Platz stärker entwickelte.

Es entstanden nach und nach Bauten, die sich freilich immer wieder an das Wieseler-Haus anlehnen mußten, das bis heute nicht ersetzt worden ist und noch 27 v. H. aller Aussteller aufnimmt. „Nachdem für die Messe 1965 weit über 100 Firmen wegen Platzmangel abgelehnt werden mußten, kann mit einem Neubau nicht länger als bis 1966 gewartet werden. Ein neues Messegelände käme auf jeden Fall zu spät“, erklärt der Geschäftsführer.
Im folgenden wirft er einige interessante Fragen auf, zu denen – wie er sagt – Fachleute bisher nicht gehört worden sind:

„Für wen ist das neue Messegelände gedacht? Die Messen in der Bundesrepublik sind verteilt, die Öffnung des EWG-Raums dürfte ihre Zahl eher verringern als vermehren. Wenn man aber in der Hoffnung bauen will, dann würden schon Messen kommen, wird man mit Sicherheit bittere Enttäuschungen erleben. Zunächst einmal hätte man die Ölfeuerungs-Messe, die dreimal in Nürnberg abgehalten wurde, nicht nach Stuttgart abwandern lassen dürfen. Für eine Messe allein aber müßte ein neues Gelände ein ganz erheblicher Zuschußbetrieb sein.

Hat schon einer der Befürworter eines neuen Messegeländes überlegt, ob es für eine Konsumgüter- oder eine technische Messe gebaut werden soll? Die weiten Hallen mit Gleisanschlüssen, die für eine technische Messe notwendig sind, wären für eine Spielwarenmesse denkbar ungeeignet. Jede mögliche Konsumgüter-Messe aber findet jetzt schon ausreichend Platz, so daß wir dafür nichts Neues brauchen.

Glaubt man ernsthaft, ein neues Messegelände könne entstehen, wenn man zunächst einmal ein Haus dort errichtet und die Messe auf eine unbestimmte Zahl von Jahren an getrennten Plätzen durchführt? Dieser Gedanke ist so abwegig, daß man darüber ernsthaft nicht diskutieren kann. Mit einem Haus in einem neuen Gelände ohne Restaurants, Banken, Post, Zoll und Spediteuren wäre es ja nicht getan. Bei der starken Konkurrenz anderer Spielwarenmessen in Europa und den fertigen Messeplätzen in München und Frankfurt müßte eine Trennung die Spielwarenmesse Nürnberg entweder schwächen oder – wenn man das nicht hinnehmen will – zwangsläufig abwandern lassen.“

Drescher erinnert daran, daß zwei Drittel des Platzes im Maxfeld in Privatbesitz sind, die Meinung der Eigentümer bisher jedoch noch nicht gefragt war. „Man kann sich an den fünf Fingern abzählen, daß beim Ausbau des Geländes und der mehrmaligen Erweiterung zwischen der Nord-Süd Nürnberg Bund eGmbH und der Spielwarenmesse eGmbH langfristige Verträge entstanden sind, die sich nur unter Schwierigkeiten und finanziellen Einbußen lösen lassen!“

Der Geschäftsführer räumt ein, daß es hier wie anderswo auch Parkplatzprobleme gibt. Der Neubau aber soll unterkellert werden und Einstellflächen für 180 Personenwagen bringen. Außerdem will die Polizei festgestellt haben, daß alle parkenden Wagen bei der letzten Messe nicht weiter als sieben Gehminuten von den Eingängen entfernt standen. Das sei durchaus tragbar.

Als untragbar hingegen bezeichnet es Drescher, daß auswärtige Gäste in Nürnberg nicht würdig untergebracht werden können. Es sei eine Zumutung, wenn viele Fremde in Ansbach, Pegnitz und Bayreuth Quartier finden und auf Kosten der Messeleitung hin- und hergefahren werden müßten. „Dies zu ändern möge man sich die Köpfe zerbrechen...“

 

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