6. Dezember 1970: Christkindlesmarkt feierlich eröffnet

6.12.2020, 07:00 Uhr
6. Dezember 1970: Christkindlesmarkt feierlich eröffnet

© NN

Über eine halbe Stunde vor Beginn war bereits kein Platz mehr zu finden, von dem aus das Erscheinen des „Christkinds“ auf der Empore der Frauenkirche bequem hätte beobachtet werden können. In hellen Scharen pilgerten die Nürnberger zum rechten Pegnitzufer.

6. Dezember 1970: Christkindlesmarkt feierlich eröffnet

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Gabriele Bergmann, Nürnberger Christkind, machte in ihrem Begrüßungsgedicht der Weihnachtszeit schlechthin und der in Nürnberg im besonderen Komplimente. Die Verbeugung vor der Noris verband sie mit dem offiziellen Anlaß der Feierlichkeiten: sie eröffnete „ihren“ Markt, auf dem vorher schon das Geschäft floriert hatte.

Während Gabriele Bergmann mit ihrem farbenprächtigen Gefolge in gleißendem Scheinwerferlicht auf der Kirchbalustrade stand und das erste Weihnachtslied gerade verklungen war, brach plötzlich ein Schwarm Tauben aus dem Kirchturm und verschwand in dem Dunkel, das über dem Hauptmarkt lag. Fast schien es, als hätte ein Regisseur die Tiere veranlaßt, die Weihnachtsbotschaft über die Stadt zu tragen.

Von der vorweihnachtlichen Stimmung wurden eigentlich nur die nicht ergriffen, für die Sie vor allem gedacht war: die Kinder. Das Geschrei, das überall zu hören war, bewies, daß die Kleinen nicht so empfanden wie ihre Eltern.

Endlich war es soweit. Die Lichter erloschen und auf der Empore der Frauenkirche erschien das Christkind. Es wurde von zwei Herolden begleitet. Was für eine Pracht! Alles glitzerte und funkelte. Auf dem Marktplatz standen dichtgedrängt viele tausend Menschen. Alles war mäuschenstill. Das Christkind sprach: „… denn vergeßt nicht, ihr Herrn und Frau’n bedenkt, wer alles schon hat, der braucht nichts geschenkt…“ Es war wunderschön. Neben mir standen meine Freunde Albrecht und Susanne und mein Bruder Alexander. Wir alle starrten gebannt auf das Christkind.

Ein Duft von Bratwürsten und gebrannten Mandeln wehte zu uns herüber. Aber trotzdem wurde mir schwer ums Herz. Ich mußte plötzlich an all die alten Menschen denken, die so allein und verlassen zu Hause sitzen. Es wäre doch so schön, wenn das Christkind sie mit Gaben besuchen würde. Sie bekommen ja sonst keine Geschenke, nicht mal einen Weihnachtsbaum. Auch die Menschen in Ost-Pakistan, die von einer furchtbaren Sturmflut heimgesucht wurden, haben große Not. Wie froh wären sie, wenn sie nur etwas von dem Überfluß, der hier besonders in der Weihnachtszeit herrscht, bekämen. In meiner Klasse 5a im Institut der „Englischen Fräulein“ sammeln wir eifrig, um für diese Armen auch etwas Gutes zu tun. Über all dieses sollte sich hier bei uns in Nürnberg so manch einer auch mal Gedanken machen. Nicht sagen: „Was geht mich das an!“

Das Christkind sagte: „Die Kinder der Welt und die armen Leut‘, die wissen am besten, was Schenken bedeut‘“! (Saskia Schatz, elfjährige Tochter des Chefs des städtischen Presseamtes, schrieb gestern abend ihre Eindrücke von der Eröffnung des Christkindlesmarktes.)

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