Wenn Spanien den Ton angibt

29.7.2011, 07:00 Uhr
Wenn Spanien den Ton angibt

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Das Al Andaluz Project nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise ins mittelalterliche Andalusien, das mehr als 500 Jahre lang von den Mauren beherrscht wurde. Die damalige Zeit war geprägt von religiöser Toleranz, Wohlstand und kulturellem Austausch. Die drei Sängerinnen repräsentieren die kulturellen Strömungen der Epoche: Christlich (Mara Aranda, Spanien), arabisch (Iman al Kandoussi, Marokko) und jüdisch (Sigrid Hausen, Deutschland). Üppig ausgestattet mit Instrumenten wie Oud, Saz, Quanum und Tabla entwickelt das Ensemble einen betörend-sinnlichen Klang, der Mittelalter-Fans genauso gefallen dürfte wie Liebhabern mediterraner und orientalischer Musik (31.Juli, 21 Uhr, Katharinenruine).

Einen ganz anderen Weg schlägt die Galizierin Mercedes Peón ein. Die Frau mit dem kahlgeschorenen Kopf versteht sich nicht nur als engagierte Bewahrerin der galizischen Kultur, sondern hievt die traditionellen Klänge dank eines undogmatischen Ansatzes in die Gegenwart: Da treffen kehlige, mehrstimmige Gesänge auf Ska-Rhythmen, Dudelsack auf Funk-Grooves oder klappernde Handperkussion auf kühle Samples. Das klingt manchmal schroff, oft tanzbar, aber nie gewöhnlich (29.Juli, 19 Uhr, Katharinenruine).

Weniger experimentell, dafür hoch melodisch ist die Musik von Depedro, das Pseudonym des Sängers, Gitarristen und Songschreibers Jairo Zavala aus Madrid. Der Mann mit den stattlichen Koteletten und der rauen Stimme dürfte einigen durch seine Kooperation mit der US-Band Calexico bekannt sein, die nicht unwesentlich den Sound des ersten Depedro-Albums geprägt hatte. Der Nachfolger „Nubes de Papel“ klingt etwas poppiger, bleibt aber im Grunde bei den bewährten Zutaten: Wunderschöne, weitläufige Melodiebögen, folkrockige Arrangements und ein Hauch Melancholie (29.Juli, 21 Uhr, Insel Schütt).

Wenn Spanien den Ton angibt

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Meist treten Frauen im Flamenco nur als Tänzerinnen auf. Dass sie auch den Ton angeben können, beweist das großartige Quartett Las Migas. Die Musikerinnen, die alle vier in Barcelona leben, aber aus ganz unterschiedlichen musikalischen Stilen kommen, holen sich ihre Inspiration aus dem traditionellen Flamenco, allerdings nur um dessen Vokabular zu erweitern — zum Beispiel mit der Stimme einer Violine (29. Juni, 21 Uhr, Katharinenruine).

Die spanisch-französischen Seven Kings seien all denjenigen empfohlen, die sich schon für deren Väter, die Gipsy Kings, begeistern konnten. Die sieben Söhne fühlen sich ebenfalls dem Sound von „Bamboleo“ und „Volare“ verpflichtet. Die Brücke zwischen den beiden Generationen ist der Gitarrist Pablo Reyes, das älteste Mitglied der Gipsy Kings (30. Juli, 21.30 Uhr, Hauptmarkt).

Wie es sich anhört, wenn Rumba, Cumbia, Ska, Disco, Merengue und gute Laune aufeinandertreffen, machen La Pegatina vor. Versprochen wird ein frischer Mix mit hohem Unterhaltungswert (30.Juli, 19.30 Uhr, Hauptmarkt).

Und allen Tanzwütigen sei noch eine Band ans Herz gelegt, die zwar nicht aus Spanien kommt, aber zumindest auf Spanisch singt: Die Afrocuban Allstars vereinen in ihren Reihen mehrere Generationen der besten kubanischen Musiker und präsentieren die klassischen kubanischen Musikstile wie Son, Bolero, Mambo, Danzón oder Gujira in farbenprächtigen Bigband-Arrangements (31.Juli, 20.30 Uhr, Hauptmarkt).

Zur Einstimmung auf das wohl schönste, sicher aber bunteste Open-Air-Spektakel in der Stadt, sorgt am Freitag bereits ab 17.45 Uhr La Banda del Surdo in der Karolinenstraße mit Trommlern und Stelzenläufern für eine mitreißende Show.

Infos: www.bardentreffen.de
 

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