"40 Tage in der Wüste": Jesus im Kampf mit seinen Dämonen

13.4.2017, 08:00 Uhr

© Tiberius

Scheinbar von Gott verlassen, hat Yeshua mit Sandstürmen, Hitze und Kälte zu kämpfen. Nachts schläft er auf dem Boden, tagsüber wandert er weiter, Wasser ist seine einzige Nahrung. Irgendwann trifft Yeshua auf eine kleine Familie, die sich inmitten der Einöde ein winziges Haus aus flachen Steinen aufschichtet. Die Mutter ist todkrank, Vater und Sohn reden kaum miteinander.

Yeshua bringt es nicht übers Herz, die drei ihrem Schicksal zu überlassen. Zusätzlich wird er vom Teufel, seinem imaginären Doppelgänger, dazu angestachelt, sich mit seinen inneren Dämonen auseinanderzusetzen.

Regisseur Rodrigo García, Sohn des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez, setzt sich mit einem cineastisch bislang wenig bearbeiteten Kapitel aus der Leidensgeschichte Christi auseinander – seiner meditativen Einkehr in der Wüste, wenige Tage vor dem grausamen Tod in Jerusalem.

Auch für einen Kameramann gehört die Wüste zu den größten Herausforderungen. Doch dem großen Bilderkünstler Emmanuel Lubezki ("The Revenant", "Gravity") gelingt es, dass sich die wenigen Akteure nicht im überwältigend kargen Drehort verlieren. Ewan McGregor ist in der Hauptrolle sehr präsent, allerdings stiehlt ihm der aus "Game of Thrones" bekannte Ciarán Hinds als Familienvater mitunter die Show.

Pünktlich zu Ostern regt der durchaus unterhaltsame Film dazu an, sich mit der größten Geschichte aller Zeiten auseinanderzusetzen. Welches Schicksal Jesus nach seiner Wüstendurchquerung erwartete, wird am Ende gleichsam im Schnelldurchlauf abgearbeitet. Ob das wirklich nötig ist, darüber kann man geteilter Meinung sein.

Doch egal, ob man gläubiger Christ ist oder nicht: Die Geschichte des Sohnes, der den vorgezeichneten Weg nicht gehen will, ist ebenso ein universelles Thema wie die Sprachlosigkeit, die Liebende auseinanderreißt. Von den täglichen, teuflischen Versuchungen ganz zu schweigen. (USA/98 Min.)

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