"Christo - Walking on Water": Spaziergang auf Wasser

11.4.2019, 08:00 Uhr

© Alamode

Doch im stillen arbeitete der heute 83-jährige Meister an einem Projekt, das er und Jeanne-Claude bereits 1970 geplant hatten: Die "Floating Piers" – mit buntem Stoff überzogene Pontons, die es ermöglichen, auf einem See kilometerweit "auf dem Wasser zu gehen".

Dokumentarfilmer Andrey Paounov begleitete Christo bei der Realisierung dieses Projekts 2016 – und blättert die Chronik einer Katastrophe auf: Die kleine italienische Stadt Sulzano kann den Ansturm von 50 000 Besuchern pro Tag nicht organisieren. Die Bürokratie und das Wetter am Iseosee erschweren die Lage weiter. Und der cholerische Christo ist keine Hilfe: Er flucht, schimpft, feuert spontan Mitarbeiter, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht.

"Christo – Walking on water" ist definitiv keine Lobhudelei. Mit wackliger Handkamera folgen die Filmemacher ihrem Protagonisten durch die Niederungen des Kunstbetriebs. Wir sehen, wie er für potenzielle Geldgeber dünn in die Kameras lächelt oder sich die Wimpern von Faktotum Vladimir Yavachev stutzen lässt.

Über seine künstlerische Arbeit erfährt man dagegen fast nichts. Es gibt keine Interviews, sein bisheriges Schaffen wird in einer Texttafel zusammengefasst: "Christo und Jeanne-Claude realisierten 23 Werke". Das ist zu dünn! Sehenswert machen den Film aber die Einblicke hinter die Kulissen: Wie mittels Hubschraubern und hunderten Helfern der See in ein Kunstwerk verwandelt wird, ist visuell berauschend. Dazu passt die perkussive Filmmusik, die das Mechanische der Arbeit elegant in den Zauber des fertigen Werkes überleitet. (I/USA/100 Min.)

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