"Dogman": Der Hundefriseur und sein Teufels-Pakt

18.10.2018, 09:00 Uhr

© Alamode

Der Hundpfleger Marcello, dargestellt von Marcello Fonte, der dafür mit einem Preis in Cannes ausgezeichnet wurde, kennt keine Angst vor Hunden. Den Mastiff, den er in der ersten Szene einseift und abduscht, nennt er wie alle seine Schützlinge "Amore", während das Riesenvieh seinen Wischmopp auffrisst. Dieses Urvertrauen in das letztlich Gute in der hündischen Natur scheint sich allerdings auch auf Marcellos Umgang mit seinem nicht weniger tollwütigen Peiniger Simone (Eldorado Pesce) zu übertragen. Ein ins Riesenhafte gewachsener Schulhof-Tyrann, der zwischen seinen Knastaufenthalten eine quasi ins Allegorische verrottete Kleinstadt in Kampanien in Angst und Schrecken versetzt. Marcello ist sein Kokslieferant, sein Watschenmann, Schmieresteher und Komplize wider Willen.

Regisseur Garrone hat als Schauplatz für seinen manchmal schon etwas schmerzhaft uneinsichtigen Naivling Marcello wieder die verfallende Kleinstadt gewählt, in der er schon "Gomorrah" gedreht hat. Hier herrschen optimale Lichtverhältnisse, faszinierende Farben und ein Gesamteindruck von Subventionsbetrug, kriminellem Pfusch am Bau und kompletter Abwesenheit von Kontrolle jeder Art, die man mit keiner Studiokulisse so hinkriegen würde.

Das nicht ganz so kriminelle Bürgertum spricht beim Essen auf der Restaurant-Terrasse darüber, ob ein Auftragskiller das Mittel der Wahl gegen Simone wäre. Nein, lieber zuschauen und Klappe halten, altes Mafiarezept. Einer wird ihn schon mal umlegen.

Inzwischen hofft man als teilnehmender Zuschauer, dass der geschundene Marcello, schon seiner Tochter zuliebe, zur Polizei geht. Doch nein, lieber verschwindet er für ein Jahr im Gefängnis, um anschließend naiverweise seinen Anteil an der Beute einzufordern, die Simone rauben konnte. Er ist also erneut Komplize wider Willen, der zusätzlich von der Bevölkerung geschnitten wird. Nur zu gern wäre man den Tyrannen Simone durch Marcellos Aussage losgeworden.

Schließlich fällt auch bei dem gepeinigten Helden der Groschen: Mit dem Teufel paktieren — und sei es aus Angst — bedeutet auch, dass man ihn nur mit seinen eigenen Mitteln wieder los wird. Das Schicksal der Bestie Simone im Hundesalon hat erneut jenes surreal Gleichnishafte, das den ganzen Film begleitet: Marcello möchte allen zeigen, dass er sich zum Rächer gewandelt hat und wieder dazugehören. Doch man verbirgt sich hinter der Gardine vor ihm. Das Mafiöse in seiner eher subtilen Form. (I/F/102 Min.)

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