"Intrigo...": Verwirrung um einen mysteriösen Roman

25.10.2018, 09:00 Uhr

© Fox

Bei diesem Krimi ist Konzentration gefragt. Andernfalls ist man früher oder später raus aus dem spannenden Spiel. Denn Daniel Alfredson, der schon zwei Teile der "Millennium"-Trilogie verfilmte, serviert mit "Intrigo — Tod eines Autors" alles andere als eine transparente Geschichte aus einem Guss. Dabei beginnt der Krimi ruhig und gelassen, beinahe beschaulich auf einer einsamen griechischen Insel. Dort besucht der deutsche Übersetzer David Moerk (Benno Fürmann) den bekannten Literaten Alex Henderson (Ben Kingsley). David gibt vor, ebenfalls Schriftsteller zu sein, und bittet den Kollegen um die Bewertung seines Roman-Manuskripts.

Während er daraus vorliest, erfahren wir in Rückblenden nach und nach, dass der Text in Wahrheit nicht von ihm, sondern von einem unter mysteriösen Umständen verstorbenen Autor stammt. Um so alarmierender, dass er dennoch haufenweise Hinweise auf Davids Leben enthält — und sogar das Verschwinden seiner Frau Eva vor drei Jahren thematisiert. . . Und was zum Teufel hat Henderson damit zu tun?

So geheimniskrämerisch und angedeutet, verschachtelt und vexierspielartig geht es weiter. Regisseur Alfredson lässt die Realitätsebenen ineinander fließen, ganz so, als wollte er das enge Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit, das jeden guten Roman ausmacht, auf der Leinwand spiegeln. Kaum hat man sich auf eine Spielart eingelassen, gibt es eine neue Wendung. Und immer wieder tun sich neue Fragen auf. Am Ende ist es ein ganzer Strauß.

Hat David mit dem Verschwinden oder gar Tod seiner Frau zu tun? Schließlich hat sie ihm damals während eines Wanderurlaubs ihre Liebe zu einem anderen gestanden. Was hat die attraktive Gattin des verstorbenen Schriftstellers zu verbergen? Und warum wird David ständig von einem Mann mit Stock beobachtet? Was ereignet sich überhaupt auf der Realitätsebene, was im zitierten Roman oder in Davids Vorstellung und Interpretation? So eindeutig ist das nicht auszumachen.

Klar ist dagegen, dass sich hier alles um Intrige, Schuld und Rache dreht. Und um Männer, die nicht damit klar kommen, dass sie von ihren Frauen verlassen worden sind. In seiner unaufgeregten und TV-kompatiblen Retro-Machart baut der Film da durchaus Atmosphäre auf. Und auch die Übergänge zwischen den Handlungsebenen sind gut gemeistert. Das Problem liegt in der Fülle der Ereignisse und in der konstruierten Rätselhaftigkeit: Beim konzentrierten Versuch, Zusammenhänge herzustellen und das Gewirr aus Handlungssträngen aufzudröseln, bleibt nun mal eine Menge Spannung auf der Strecke und der Fluss der Story wird gebremst.

Den immer präsenten und überzeugend spielenden Benno Fürmann nimmt man da gern als roten Faden. Oscar-Preisträger Ben Kingsley bleibt dagegen leider ziemlich hölzern. In den folgenden "Intrigo"-Teilen werden die beiden nicht mehr dabei sein. Dann werden ganz neue Geschichten erzählt. (S/USA/D/106 Min.)

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