"Sie nannten ihn Spencer": Auf den Spuren des Idols

2.8.2017, 14:13 Uhr

© Neue Visionen

Der 2016 gestorbene Neapolitaner war zehnfacher italienischer Schwimmmeister und nahm für sein Land zweimal an der Olympiade teil. Nebenbei war er Pilot und Politiker, Musiker und Erfinder. Warum ihn Marcus Zölch und sein blinder Kumpel Jorgo Papasoglou kultisch verehren, hat jedoch einen ganz anderen Grund: Carlo Pedersoli war auch der Schauspieler Bud Spencer.

Der feierte in den 1970er Jahren im schlagkräftigen Duo mit seinem kongenialen Kollegen Mario Girotti alias Terence Hill riesige Kinoerfolge. Klamauk-Prügelfilme wie "Vier Fäuste für ein Halleluja" (1972) und "Das Krokodil und sein Nilpferd" (1979) halfen wiederum Zölch und Papasoglou durch schwere Zeiten in ihren Leben. Deshalb wollen der Blinde und der Blonde ihr Idol treffen, um Danke zu sagen.

Vom jährlichen Spencer-Hill-Fantreffen im niederbayerischen Pullman City aus führt sie ihre Reise durch halb Europa. Sie treffen Freunde, Kollegen und Weggefährten des Dicken, musizieren mit den Soundtrack-Komponisten von einst, cartoonschlägern sich mit den damaligen Stuntmen, spielen Szenen aus den Filmen nach – und versuchen, mehr über Pedersoli und die Filmfigur Bud Spencer zu erfahren.

Die Stärke der Doku ist zugleich ihre Schwäche: Als Fans feiern sich die beiden Protagonisten in diesen zwei Stunden vor allem selbst, was völlig okay ist. Der Informationsgehalt hält sich dabei jedoch in Grenzen und übersteigt nicht groß den eines soliden Wikipedia-Eintrags. Auch geht einem die ständige Überhöhung ihres Idols irgendwann auf den Keks. So kommt manch ein Aspekt, der es wert gewesen wäre, ein wenig vertieft zu werden, zu kurz – wie etwa das Phänomen der unterschiedlichen deutschen Synchronisationen, die (wie die flapsigen "Schnodderdeutsch"-Übersetzungen von Rainer Brandt) dem Publikum in der damaligen Bundesrepublik ein ganz anderes, eigenes Spencer-Hill-Erlebnis bescherten.

Dass Regisseur Karl-Martin Pold für seinen charmanten Mix aus Doku, Roadmovie und Buddytrip das Format der geskripteten und immer ein wenig billig wirkenden Reality-TV-Reportage gewählt hat, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Is’ aber wie gesagt alles wurscht, weil man sofort gute Laune kriegt, wenn Kultpranke in einem der vielen Filmausschnitte erstmals zu seiner legendären Doppelbackpfeife ansetzt. Solche Typen werden heute doch gar nicht mehr gebaut! (D/122 Min.)

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