"The Founder": Wie McDonald’s ein Imperium wurde

19.4.2017, 19:18 Uhr

© Splendid

Vom amerikanischen Traum kann Ray Kroc ("Birdman"-Darsteller Keaton) erst mal nur träumen. Der 52-Jährige schlägt sich in den 1950er Jahren als Handlungsreisender in der US-Provinz durch. Doch den unhandlichen Multimilchshake-Mixer, den er wortreich an den Mann bringen will, braucht kein Mensch. Da helfen auch die Motivationsschallplatten nichts, die er abends im Motel hört und auf denen viel von Beharrlichkeit die Rede ist . . .

Im Grunde ist Kroc ein armes Schwein. Doch das Blatt wendet sich, als er auf die Brüder Mac und Dick McDonald trifft. Die beiden Burger-Brater ahnen gar nicht, welch bahnbrechend ausbaufähige Methode sie da in ihrem kleinen Laden im kalifornischen San Bernardino ausgetüftelt haben. Nach ihrem "Speedy-System" dauert es gerade mal 30 Sekunden von der Bestellung bis zur Ausgabe eines Hamburgers an den Kunden. Timing, gleichbleibende Qualität und Reduktion sind die Grundpfeiler der Geschäftsidee. Die Zutaten sind immer gleich, Besteck und Bedienung überflüssig. Und die Kunden stehen Schlange.

So fix wie die Brüder ihre Burger servieren, so flott, knackig und kurzweilig erzählen Regisseur John Lee Hancock und Drehbuchautor Robert Siegel den Werdegang der beiden. Schnell entdeckt Ray Kroc das Potenzial des einmaligen McDonald-Konzepts. Er wird sich als Lizenznehmer einklinken und ein Franchise-Projekt hochziehen. Der Rest ist Geschichte — und heute in jeder größeren Stadt oder an den Schnellstraßen rund um den Globus sichtbar.

Anfangs sperren sich die bodenständigen Brüder gegen die geldsegensreiche Idee. Aber Kroc überwindet alle Hürden mit seiner Beharrlichkeit. Würde der gradlinig und konventionell erzählte Film mit seinem perfekten 50er-Jahre-Setting nicht direkt auf einen lupenreinen Betrug hinauslaufen, man wäre glatt auf seiner Seite. Doch man kann förmlich zusehen, wie sich dieser Kroc angesichts der Erfolgsaussichten vom bedauernswerten Mixer-Man zum kühlen, besessenen Geschäftemacher wandelt.

An diesem Punkt ist er weder der uramerikanische, strahlende Held noch ein Antiheld, für den man Empathie empfinden könnte. Der Mann ist ein Unsympath. Dass er einen trotzdem interessiert, liegt nicht zuletzt an Michael Keaton, der seine Rolle mit komödiantisch jovialer Note sehr überzeugend spielt.

Sein Ray Kroc ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte, was leider zur Folge hat, dass die restlichen Figuren ziemlich blass bleiben. Das gilt auch für die ehrlichen McDonald-Brüder, die Kroc mit fiesen Methoden gnadenlos über den Tisch zieht. Dass er sie letztlich mit konservativ patriotischen Argumenten ködert ("Tun Sie es für Amerika"), lässt ironischerweise an den aktuellen US-Präsidenten denken. Kroc eröffnet eine Filiale nach der anderen und verkauft sich schließlich als "Founder", also als Unternehmensgründer. Die Namensgeber bleiben bei diesem Raubtierkapitalismus auf der Strecke, und McDonald’s wird zum weltweiten Imperium, das es heute ist. So verlängert sich die Geschichte des Films bis in die Gegenwart. (USA/110 Min.)

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