"Vielmachglas": Schwieriger Start zu eigenen Zielen

8.3.2018, 08:00 Uhr

© Warner

Es sieht nicht so aus, als wollte Marleen (Jella Haase) ihr Elternhaus bald verlassen. Gerade erst hat sich die 20-Jährige einen teuren und sehr gemütlichen Sessel zugelegt. Marleen jobbt im Kino und kann sich nicht zu einem Studium durchringen. Ihr älterer Bruder Erik (Matthias Schweighöfer) ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er bereist die Welt, sucht den Kontakt zu fremden Kulturen. Demnächst sollen seine Erlebnisse als Buch erscheinen.

Nun wird der Stolz der Familie zu einem seiner seltenen Besuche erwartet. Die Eltern (Uwe Ochsenknecht und Juliane Köhler) hängen an Eriks Lippen, wenn er von seinen Abenteuern berichtet. Marleen fühlt sich überflüssig. Doch Erik ist sensibel genug, ihr Problem zu erkennen. Bevor er wieder aufbricht, schenkt er seiner Schwester ein leeres Einmachglas: Auch Marleen kann Abenteuer erleben, wenn sie sich traut. Jedes einzelne Erlebnis soll sie auf einem Zettel notieren und in dem Glas aufbewahren. Es bedarf allerdings erst einer Tragödie, damit sich Marleen auf die Socken macht. Ohne Geld, aber mit Glas und Atlas ausgerüstet, trampt sie nach Norden. Auf sie warten Menschen, Tiere und kleine Sensationen.

Regisseur Florian Ross und Drehbuchautor Finn Christoph Stroeks haben eine Vorliebe für Jella Haase, die als bildungsferne Chantal in den "Fack ju Göhte"-Streifen bekannt wurde, aber in etlichen, ernsteren Produktionen ihre große darstellerische Bandbreite bewiesen hat. In diesem Film kann sie viele Seiten ihres Talents ausleben, denn die Geschichte schickt sie auf eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Als Aufhänger dient die Beobachtung, dass sich viele Jugendliche heute lieber zuhause verschanzen, als ihren eigenen Weg zu gehen.

Eltern und Teenager werden sich hier gleichermaßen wiedererkennen. Dem Roadmovie-Teil mangelt es zwar manchmal an Glaubwürdigkeit, auch erlaubt sich der Film einige Albernheit, doch schließt er ein reiferes Publikum nicht aus und hat das Zeug zum Kassenhit. Jella Haase ist sowieso eine Wucht. (D/90 Min.)

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