Chalkidiki: Griechenlands grüne Finger

14.7.2007, 00:00 Uhr
Chalkidiki: Griechenlands grüne Finger

© Matthias Niese

Vor allem aber ist die Chalkidiki sehr grün, gerade in dieser Ecke Griechenlands regnet es besonders häufig. Das Klima ist mild und lässt weite Kiefern-, Buchen- und Eichenwälder wachsen. Über den Schatten der Bäume freuen sich die vielen Wanderer und Radler. «Das sind aber alles Touristen. Die Griechen schütteln den Kopf, wenn sie uns Nordeuropäer freiwillig auf dem Rad schwitzen sehen", sagt Ludger Vinke, der hier seit vielen Jahren Radtouren organisiert.

Das Tor zur Chalkidiki ist Thessaloniki, die zweitgrößte Stadt Griechenlands. Eine typische südeuropäische Stadt, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Millionen-Metropole platzt aus allen Nähten, der Verkehrsstrom reißt nie ab und auf den Basaren herrscht orientalische Geschäftigkeit - schließlich war man lange Teil des osmanischen Reiches und die Türkei ist nah.

In der Altstadt sieht man römische Kolossalbauten, byzantinische Kirchen, osmanische Amtsgebäude, türkische Bäder und schmucke Herrenhäuser aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Stadt hat einen sehr jugendlichen Charakter, es gibt moderne Boutiquen, schnelle Autos und an der etwas schmucklosen Strandpromenade reiht sich ein schickes Cafe ans andere. Hier soll es auch die schönsten Frauen Griechenlands geben, da sind sich die Griechen einig.

An den Wochenenden zieht es die Thessaloniker hinaus auf die Chalkidiki, wo sie Verwandtschaft und Ferienhäuschen haben. Sie suchen Erholung auf dem bäuerlichen Land, am ländlichsten ist es auf dem Handteller der Chalkidiki. Hier wächst der Wein, der in riesigen Keltereien abgefüllt und auch bei uns in griechischen Restaurants ausgeschenkt wird. Bis an die Küste reicht die grüne Berglandschaft, in die kleine Dörfer eingebettet sind. Tourismus ist hier noch ein Fremdwort, obwohl es so schmucke Dörfchen wie Arnéa oder Megáli Panagiá gibt. Lohnendes Ziel ist die Tropfsteinhöhle von Petrálona, wo man angeblich die ältesten Überreste eines Menschen gefunden hat.

Die Kassandra ist der westlichste der drei Finger. Es gibt hier kaum einen Küstenort, der nicht von den Gästen profitieren möchte. Dementsprechend ist die Infrastruktur: Moderne Hotel- und Bungalowanlagen, sämtliche Wassersportmöglichkeiten und gepflegte Sandstrände sorgen für etwas Trubel. Wer das Hotel verlässt, findet aber auch hier noch ruhige Strände und Wanderwege.

Athos ist für Frauen tabu

Sithonía, der mittlere der drei Finger, empfiehlt sich besonders für Naturliebhaber. Der Griechische Reeder John Carras ließ sich Ende der 1960er Jahre von Walter Gropius ein gewaltiges Luxushotel in Form eines Kreuzfahrtdampfers errichten, in dem der internationale Jet-Set rauschende Feste feierte und das ihn fast ruinierte. Für andere Hoteliers war Porto Carras vielleicht ein abschreckendes Beispiel, und so blieben die meisten Küsten der Sithonía unverbaut. Manche der staubigen Stichsträßchen enden an einer traumhaften Bucht und an vielen der schönsten Strände findet man lediglich Campingplätze. Der Hauptort Néos Marmarás ist im Sommer voller Leben, doch schon das hübsche Sárti ist sehr ruhig geblieben.

Ein Kuriosum ist der dritte, östlichste Finger: Athos. Urlauber gibt es hier so gut wie keine, höchstens ein paar Männer auf Sinnsuche, die in einer Klosterzelle auf beschränkte Zeit in sich gehen wollen. Denn Athos ist zugleich eine uralte Mönchsrepublik, die Frauen und sogar weiblichen Tieren den Zugang verwehrt. Gleich hinter dem hübschen Hafenstädtchen Ouranópoli verläuft die bewachte Grenze. So bleibt dem Touristen nur die mehrstündige Bootsfahrt an der Küste. Eine Klosteranlage nach der anderen zieht vorbei, bis das Boot vor dem imposanten, 2033 Meter hohen Berg Athos wieder umdreht. Seit über 1000 Jahren leben hier Mönche und konnten sich dank vieler Privilegien als Bewahrer der orthodoxen Religion und Kultur betätigen.

Je weiter man sich von Thessaloniki entfernt, umso beschaulicher geht es zu auf der Chalkidiki. «Mein Cousin ist Fischer und bringt uns täglich, was das Meer hergibt. Wir wollen, dass unser Ort so familiär bleibt», sagt Dimitris Sarris, der zusammen mit seiner Schwester ein kleines Hotel im Dörfchen Olympiada betreibt.

So wie hier muss es gewesen sein, als die ersten Gäste aus dem Norden nach Griechenland kamen. Nach dem Jugoslawien-Krieg blieben die Auto-Touristen aus, «für Fluggäste ist der zweieinhalbstündige Transfer von Thessaloniki schon zu lang», bedauert Sarris. Das muss kein Nachteil sein, denn obwohl gleich nebenan im antiken Stagira Aristoteles geboren wurde, finden die wenigen Touristen hier Ruhe und können ohne Nepp in einer der Tavernen am Strand authentisches griechisches Essen genießen.

Weitere Informationen:
Flug nach Thessaloniki u.a. mit Germanwings oder Air Berlin ab ca. 200 Euro, Flugdauer ab Nürnberg zwei Stunden.
Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Pacellistr. 2, 80333 München,
Tel.: (0 89) 22 20 35
www.halkidiki-hotels.gr

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