Das sind Deutschlands schönste Fahrradwege

16.9.2017, 08:00 Uhr
Das sind Deutschlands schönste Fahrradwege

© Sylvio Dittrich / elberadweg.de

Er erspart sich größere Anstiege, passiert immer wieder die ältesten Städte und Städtchen des Landes und bleibt immer nah am Wasser. Im Ringen um das Gütesiegel des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sind daraus im Laufe der Jahre zum Teil Rollbahnen mit drei Meter breiten Asphaltstreifen geworden, regelrechte Radlerautobahnen, auf denen die Natur zur Kulisse und das Radfahren zwar bequem, aber auch etwas langweilig wird. Die schönsten Radfernwege des Landes sind deshalb wohl die, bei denen der Ausbau maßvoll vonstatten ging und bei denen auch mal Format- und Belagwechsel stattfinden. Fünf davon stellen wir hier vor:

1. Der Ederradweg (180 Kilometer) ist ein recht unbekannter Radfernweg, geradezu ein Geheimtipp. Von Nordrhein-Westfalen nach Nordhessen führend, gehört er zu den wenigen Fernwegen, die bewusst naturnah ausgebaut wurden. Auf den ersten Kilometern geht es durch die paradiesischen Gefilde des Ederquellgebiets, zwischendrin stundenlang über stillgelegte Bahnstrecken - und das auf gut befahrbarem Feinsplitt. Denn verwendet man statt Asphalt Feinschotter aus dem örtlichen Steinbruch, verliert der Radweg den Charakter eines Fremdkörpers. Auch auf Teil zwei der Strecke sind die Wege behaglich schmal, überall kommt man der Natur nahe, besonders auch im Bereich des Edersees. Besonders schön ist es auch entlang der renaturierten Kiesgrubenseen unterhalb der Staumauer, wo man von idyllischen Picknickplätzen seltene Vögel wie den Eisvogel beobachten kann. Zahllose Brücken wurden sogar extra für Radler und Fußgänger gebaut. Vor allem am Fuldazufluss stehen viele hübsche Städte, darunter die alte Domstadt Fritzlar.
www.eder-radweg.de

2. Der Elberadweg (860 Kilometer) ist der mit Abstand beliebteste Radfernweg der Republik, und das ohne große Werbung und ohne je zertifiziert worden zu sein. Der große Erfolg liegt wohl daran, dass die Elbe der unverbauteste Strom des Landes ist. Die DDR ließ die Elbe mehr oder weniger ungehindert fließen. Wenn sie nach längeren Trockenperioden nicht genug Wasser hatte, blieb sie bis zum nächsten Regen einfach für die Schifffahrt gesperrt. So wirkt der Fluss noch als weitestgehend eigenständiger Landschaftsteil und nicht als Transportbahn für Güter. Das Landschaftsbild ist immer wieder aufregend schön, vor allem auf dem ersten Teil der Strecke in der Sächsischen Schweiz. Ein historischer Stadtkern reiht sich danach an den nächsten, darunter Pirna, Meißen, Torgau, die Lutherstadt Wittenberg, Dresden.
www.elberadweg.de

3.Naturpark Altmühltal (243 Kilometer): Wenn es eine romantische Radroute in Deutschland gibt, dann die an der Altmühl, die man nur bedingt komfortabel ausgebaut hat. Im Herzstück Naturpark Altmühltalrollen Radler fast ausnahmslos über gepflegte Naturwege, fern von Straßen, direkt am Fluss. Selbst im letzten Teil, wo die Altmühl zum Schifffahrtskanal ausgebaut wurde, knarzt Feinsplitt unter den Reifen. Die Reise geht vorbei an bezaubernden Städtchen, Pappenheim etwa oder Eichstädt. Der Andrang früherer Jahre hat etwas nachgelassen, weil überall im Lande neue Routen aus dem Boden geschossen sind und mit 4- oder 5-Sterne-Zertifizierungen die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Das Fahren in der Radlerkarawane gehört an der Traumroute Altmühltal deshalb der Vergangenheit an. Der Altmühlradweg wird seit wenigen Jahren mit der direkt anschließenden Route "Liebliches Taubertal" (350 Kilometer) gemeinsam vermarktet. Beide Flussradwege könnten nicht unterschiedlicher sein. An der Tauber folgt man breiten Wirtschaftssträßchen, die Landschaft ist lieblich, doch der Fluss meist fern.
www.naturpark-altmuehltal.de

4. Der Werraradweg(306 Kilometer) hat verschiedenste Ausbauformate, vor allem im Thüringischen Teil der Route. Naturräumliches Prunkstück ist die Passage zwischen Mihla und Creuzburg: Auf einem alten Naturweg folgt man direkt dem Ufer, von moderner Zivilisation keine Spur. Eine mittelalterlichen Sensation liegt am Ende dieser Passage: Die siebenbögige Liberiusbrücke aus dem 15. Jahrhundert, die von einer in das Bauwerk integrierten Kapelle bewacht wird. Hübsch auch das Städtchen Creuzburg, weitere urbane Perlen folgen in der geografischen Mitte Deutschlands, etwa Eisfeld, Meiningen, Eisenach und auf hessischer Seite Witzenhausen, Bad Sooden-Allendorf, Eschwege, Hannoversch-Münden, wo sich Werra und Fulda zur Weser vereinigen und mit dem Weserradweg ein weiterer Klassiker beginnt. In den thüringischen Streckenabschnitten fehlen leider regelmäßige Einkehrstationen und atmosphärische Biergärten am Fluss, wie sie am Main vorhanden sind. Dafür wechselt man mehrfach zwischen thüringischem und hessischem Terrain und bekommt einen spannenden Überblick über die unterschiedlichen Entwicklungen im ehemaligen Westen und Osten.
www.werratal.de

5. Der Mainradweg (536 Kilometer) ist nichts für Radler, denen es primär um Naturerlebnisse geht. Der ADFC hat ihm fünf Sterne verliehen, vermutlich wegen der vielen Radlerautobahnen. Der Fluss ist weitestgehend kanalisiert, fast überall von Straßen flankiert. Trotzdem ist der Main eine Radreise wert: Die Landschaft ist reizvoll und abwechslungsreich, vor allem in den Weinanbaugebieten des Maindreiecks und Mainvierecks. Weil der schiffbare Rheinzufluss hier mehrfach die Richtung wechselt, meiden die auf die kürzeste Verbindung von A nach B festgelegten Fernstraßen und Autobahnen die Talsohle. Auf diesen Abschnitten ist der Genussfaktor extrem hoch: kaum Gefälle, dafür zahllose schöne Einkehrstationen mit Blick auf den Fluss. Es wimmelt nur so von bezaubernden Altstädten: Bayreuth (Roter Main), Kulmbach, Burgkunstadt, Bamberg, Haßfurt, Volkach, Dettelbach, Ochsenfurt, Würzburg, Karlstadt, Gemünden, Lohr, Wertheim, Miltenberg, Aschaffenburg, Seligenstadt.
www.mainradweg.com
 

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