Rodeln statt Skifahren: Das sind die besten Wintersport-Alternativen

1.12.2020, 15:28 Uhr
Ein super Rodelrevier ist die Wasserkuppe in der Rhön.

© imago stock&people, NN Ein super Rodelrevier ist die Wasserkuppe in der Rhön.

Der Winter ist endlich da, doch die Gondeln stehen still und die Quartiere sind zugesperrt. Niemand weiß, wie lange das so bleibt, wir hangeln uns von Monat zu Monat durch. Müssen wir also den Winter verspannt im Wohnzimmer hocken?

Das hängt zuerst davon ab, ob für Ihre Gemeinde vorübergehend strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt wurden. Ob Sie etwa nur noch bei vorliegenden triftigen Gründen die Wohnung verlassen dürfen – und was diese konkrete Anordnung nun zulässt und was nicht. Bewegung an der frischen Luft im kleinsten Kreis bleibt ja erlaubt. Wenn Sie also (wieder) rausdürfen: Vor unserer Haustüre gibt es in der Region, in den Mittelgebirgen und in unserem Teil der Alpen viele Alternativen im Schnee, für die keine Fahrt mit Sessel- oder Schlepplift nötig ist. Das Thema "Abstand halten" ist bei den folgenden Wintertipps jedenfalls meist kein Problem.

Bleibt allerdings noch die Frage nach dem Quartier: Sie können einen Tagestrip machen, sollten aber beachten, dass Bund und Länder überregionale touristische Ausflüge und Reisen derzeit nicht wünschen – was kein offizielles Verbot ist. Übernachtungen sind etwa im Wohnmobil oder Camper zur Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit für eine Nacht auf (Wander-)Parkplätzen möglich, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Und mittel- bis langfristig dürften mit einer eventuellen Entspannung der Corona-Lage und der Wirksamkeit eines Impfstoffs vielleicht noch in der laufenden Wintersaison die Quartiere wieder aufsperren.

Langlaufen: Dank der Skating-Technik ist Langlaufen schon seit einigen Jahren raus aus der Langweiler-Ecke. Der Schlittschuh-Schritt auf Skiern ist dynamisch, anstrengend und ein echtes Ganzkörper-Training. Unzählige Loipen finden wir bei Schnee in der Region – vor allem im Fichtelgebirge, dem Frankenwald, dem Naturpark Altmühltal, dem Fränkischen Seenland, im Nürnberger Land, der Fränkischen Schweiz oder dem Oberpfälzer Jura.

Bei genug Schnee vielleicht sogar direkt an Ihrem Wohnort, darüber informiert Sie unter anderem das Rathaus. Infos über Wintersport in der Region versammelt der Tourismusverband Franken unter www.frankentourismus.de/wintersport, Details finden Sie oft auf den touristischen Seiten Ihres Wohnortes oder Ihres Landkreises.

Langlauf-Freuden bei St. Helena / Neumarkt in der Oberpfalz.

Langlauf-Freuden bei St. Helena / Neumarkt in der Oberpfalz. © Günter Distler, NN

Überregionaler Langlauf und Biathlon: Zu den Hotspots zählt Ruhpolding, wo sogar Biathlon-Schnupperkurse möglich sind. Am Ende kommt es aber nicht nur auf die Infrastruktur und die Zahl der Loipenkilometer an, sondern auf den Schnee. Recht sicher ist Balderschwang im Allgäu, von November bis April ist Langlauf dort möglich, ebenso im Hochschwarzwald und im Fichtelgebirge.

Snowkiten: Das können Sie in der Rhön, hier haben Sie Ski oder Snowboard an den Füßen, ein Lenkdrachen zieht Sie über die verschneiten Wiesen auf der Wasserkuppe (www.snowkite.de) Das geht auch im Schwarzwald (Feldberg, Schauinsland), auf der Schwäbischen Alb oder in Oberwiesenthal.

Skitouren: Das Tourengehen hat sich zur Alternative für jene gemausert, denen die Hänge zu voll und Abfahrten auf Pisten zu langweilig sind. Corona dürfte den Trend weiter befeuern. Prinzipiell gilt in Bayern das freie Betretungsrecht der Natur: Tourengehen ist erlaubt, wo es keine lokalen Verbote gibt. Achtung: Abfahrten im Tiefschnee erfordern technisches Können. Zudem braucht man eine gute Kondition für den Aufstieg, Orientierungssinn und das nötige Equipment, das über Ski und Felle hinausgeht. Pflicht ist eine "Lawinen-Ausrüstung" mit Piepser, Schaufel und Sonde (LVS-Set), die man im Ernstfall auch beherrschen muss.

Verschneite Landschaft am Ochsenkopf im oberfränkischen Fichtelgebirge, nur gut eine Stunde über die A9 von Nürnberg entfernt.

Verschneite Landschaft am Ochsenkopf im oberfränkischen Fichtelgebirge, nur gut eine Stunde über die A9 von Nürnberg entfernt. © sonne_fleckl - Fotolia

In der Region ist Tourengehen offiziell im Fichtelgebirge oder in der Rhön möglich, prinzipiell kann man bei entsprechender Schneelage aber jede Piste oder jeden Forstweg hinauflaufen und wieder abfahren. Kurse können Sie zum Beispiel in der Region Berchtesgaden am Obersalzberg im Skitourenpark buchen. Empfehlenswert für Einsteiger sind Skitouren-Lehrpfade wie am Kranzberg (Mittenwald), am Kolbensattel (Ammergauer Alpen) oder am Tegelberg (Füssen).

Schneeschuhwandern: Das ist mittlerweile ein etablierter Freizeitsport, der bei genug Schnee genauso auf unseren heimischen Äckern und im Wald möglich ist wie im Gebirge. Hier können Sie grundsätzlich jeden einfacheren Wanderweg gehen und sogar querfeldein laufen, muten Sie sich aber wegen der beschwerlicheren und langsameren Gehweise keine zu langen Strecken zu. Skischuhe können sie im Fachhandel kaufen oder ausleihen.

Fast alle gebirgigen Urlaubsgebiete, vor allem aber der Bayerische Wald setzen stark auf das Thema. Viele Urlaubsorte bieten ab Januar geführte Touren an, teils mehrmals pro Woche. Auf dem Programm stehen Schnupper-, Familien oder Tagestrips. Zudem gibt es angelegte, teils markierte Routen, die man gut auf eigene Faust begehen kann.

Winterwandern: Diese Spielart des Wanderns ist mit winterfester Ausrüstung in der Regel auf den meisten Wanderwegen vor unserer Haustüre möglich und hat seinen ganz eigenen Reiz. Tipp: Eine Thermoskanne Glühwein oder alkoholfreien heißen Punsch mitnehmen. Winterwanderer sind in der Regel auf geräumten, gesicherten und markierten Wegen unterwegs, die aber nicht gestreut sind und somit rutschig sein können. Bei Touren durch bergiges, unter Umständen sogar alpines Gelände sind Schuhe mit Spikes oder Schuhketten ratsam, die man in Sportgeschäften kaufen kann.

Winterwanderungen etwa im Frankenjura: www.bergfex.de/sommer/frankenjura/touren/winter, weitere Tipps, z.T. explizit im Winter: www.vgn.de/wandern. Das Berchtesgadener Land hat ein besonders gut gepflegten Wegesystems, der Oberharz, Thüringer Wald und die Sächsische Schweiz können bei entsprechender Schneelage mithalten.

Rodeln: Dafür braucht man keinen Lift, man muss halt den Schlitten erst bergauf ziehen. Das geht an unseren derzeit stillgelegten fränkischen Skipisten genauso wie an jedem Rodelhang oder längerem steilen Forstweg. Rund um Füssen gibt es zahlreiche Naturrodelbahnen ohne Lift, zum Beispiel die 1,5 Kilometer lange Strecke von der Saloberalm zum Alatsee. Einen Kilometer länger ist die Familien-Strecke an der Oberen Firstalm am Schliersee, oft von Flutlicht erhellt. Beleuchteten Rodelspaß gibt es auch am Titisee im Schwarzwald.

Eislauf: Ein paar eisige Tage müssen es schon sein, dann geht‘s zu Fuß, mit Schlitten oder Schlittschuhen auf den Weiher oder auf den Rothsee.

Huskytouren: Auch in Deutschland leben Huskys, die viel Auslauf brauchen und Winter-Touristen mitnehmen. In der Region finden Sie Angebote etwa im Altmühltal bei Dietfurt. Im Harz gibt es mehrere Spots für Husky-Wanderungen und -Trekkings, aber auch in Oberstaufen im Allgäu.

Iglubau: Das geht bei uns im eigenen Garten oder auf einer Wiese, hier eine Anleitung: www.iglubauer.ch/iglubau/bauanleitung-iglu. Igludörfer finden sich in immer mehr Skigebieten, das Allgäu ist in Deutschland eine Art Zentrum des Iglubaus. In Kursen baut sich jeder sein Winter-Rundhaus und übernachtet darin. Manchmal wird am nächsten Morgen das Frühstück samt warmem Tee und Kaffee geliefert. www.wildnisschule-allgaeu.de

Überlebenstraining: Auch das ist mit einem entsprechenden Ratgeber in unserem heimischen Wald möglich – vielleicht sollten Anfänger im Notfall noch nach Hause laufen können. Die ganz Harten nehmen den Winter bei einem Survival-Camp im Erzgebirge oder im Harz in voller Breitseite mit. Es geht ums nackte Überleben, die Teilnehmer müssen zum Teil ohne Schlafsack die Nacht überstehen und Rettungseinsätze im Eiswasser meistern. www.earthtrail.de

Mehr Informationen:
Eine Suchmaschinenabfrage zu den meisten der genannten Wintersportarten mit Stichwörtern wie "Langlauf in Franken" bringt meist schon die entsprechenden Ergebnisse, außerdem informiert über Wintersport in der Region auch der Tourismusverband Franken unter www.frankentourismus.de/wintersport sowie Tel.: 09 11 / 9 41 51 0.

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