Spritspar-Boom beschert Bosch Auftragsflut

11.7.2008, 00:00 Uhr
Spritspar-Boom beschert Bosch Auftragsflut

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Vor allem mit den Komponenten für die Benzin-Direkteinspritzung bei Kraftfahrzeugen, aber auch bei der Getriebetechnik kann der Standort an der Zweibrückener Straße, der auch Leitwerk für sieben Bosch-Standorte weltweit ist, derzeit punkten. «Bei der Direkteinspritzung, die bis zu 15 Prozent Kraftstoff einsparen kann, laufen wir derzeit an der Kapazitätsgrenze, die Stückzahlen liegen 80 Prozent über Plan«, berichten Werkleiter Klaus-Jürgen-Stenzel und der neue kaufmännische Leiter Joachim Pietzcker, der diesen Posten von Ralph-Gerhard Hülsmann übernommen hat.

Der Spritspar-Boom, den der Automobil-Zulieferer seit vergangenem Herbst so richtig zu spüren bekommt, ist ein Segen für den Standort: «Die Beschäftigten hier haben jetzt ganz andere Zukunftsperspektiven«, bekräftigt die Werkleitung. Noch vor eineinhalb Jahren mussten sich Mitarbeiter und Management Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts machen. «Inzwischen haben wir hier deutliche Fortschritte erzielt«, erklärt Werkleiter Klaus-Jürgen Stenzel.

Neue Anlage für Windkraft

Sichtbares Zeichen dafür: Die Konzentration der Fertigung im Werk an der Zweibrückener Straße ist abgeschlossen. Die bis dahin bestehende Produktion in der Dieselstraße musste dem Bau einer völlig neuen Windkraft-Anlagen-Produktion von Bosch-Rexroth weichen und wurde in das Gelände an der Zweibrückener Straße integriert.

Ein Kraftakt, wie Stenzel rückblickend berichtet. 800 Tonnen Maschinen mussten bewegt, 50 Kilometer Leitungen neu verlegt werden. Und was für die Wettbewerbsfähigkeit besonders wichtig ist: Gleichzeitig wurde die Fertigung deutlich gestrafft, fast 30.000 Quadratmeter Produktionsfläche wurden eingespart. «Da, wo bisher zwei Zerspanungs-Maschinen am Werk waren, kommen wir jetzt mit einer aus«, macht Stenzel die Verbesserungen beispielhaft deutlich.

Möglich wurde das alles durch enorme Ausgaben. «Bis zum Jahr 2013 sahen die Planungen Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro vor«, erklärt Stenzel. «Die Summe werden wir nun schon im Jahr 2009 erreichen.« Dank der überplanmäßigen Nachfrage nach den Erzeugnissen des Nürnberger Bosch-Werkes sollen die Investitionen bis 2011 jetzt sogar auf 150 Mio. € aufgestockt werden.

Und welche Folgen hat dieser Aufschwung für die Beschäftigten? «Mit der zusätzlichen Nachfrage und den Investitionen können wir die bestehenden Arbeitsplätze sichern. Die Zahl der Beschäftigten wird aber nicht steil nach oben gehen«, bremst Stenzel allzu optimistische Hoffnungen.

Weniger Leiharbeiter

Der Grund: «Weil wir ein Hochlohnstandort sind, müssen wir die technischen Fähigkeiten nutzen, um mehr zu automatisieren«, so der Werkleiter. Ein Beispiel dafür liefert die neue Montagelinie für den Bereich Benzin-Direkteinspritzung. Die bisher stark manuell geprägte Fertigung wird vollautomatisiert, die Anlage läuft künftig sieben Tage die Woche, jeweils 24 Stunden. Dadurch wird die Zahl der Leiharbeiter, die unter anderem wegen der Kapazitätsengpässe eingestellt wurden, verringert, die Zahl der Stammbeschäftigten bleibt dagegen stabil, sagt Stenzel - auch im kommenden Jahr.

Dessen ungeachtet will Bosch weiter die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes verbessern, «denn wer stehen bleibt, wird überholt«, so das Credo der Werkleitung. Und so sollen die Abläufe in der Fertigung weiter vereinfacht, die Produktivität noch mehr gesteigert werden.

Aber auch in der Verwaltung mit den rund 150 Beschäftigten sollen die Geschäftsprozesse überarbeitet und transparenter werden. «Das kann natürlich auch bedeuten, dass der eine oder andere Arbeitsplatz in der Verwaltung eingespart wird. Aber das ist nicht das Ziel, wir wollen vielmehr die Verwaltung effizienter machen und den veränderten Anforderungen anpassen - beispielsweise die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den ausländischen Bosch-Standorten deutlich verbessern, für die wir Leitwerk sind«, erläutert der kaufmännische Leiter Pietzcker.

Drei Millionen Pumpen

Im Bosch-Werk an der Zweibrückener Straße werden hauptsächlich drei Produktgruppen für die Autoindustrie gefertigt. Komponenten für die Benzin-Direkteinspritzung haben derzeit einen Anteil von 30 Prozent, der aber in naher Zukunft auf 50 Prozent steigen soll. Allein im laufenden Jahr werden 900.000 Hochdruckpumpen für die Direkteinspritzung gebaut. Zweiter Bereich ist das «Air-Management« mit dem Bau von Drosselvorrichtungen mit einem Anteil von ebenfalls 30 Prozent. Im Jahr verlassen circa drei Millionen Stück das Werk.

Dritter Schwerpunkt ist die Getriebetechnik mit einem Anteil von derzeit 40 Prozent und einer Stückzahl von zehn bis elf Millionen. Gebaut wird eine neue Generation von Druckregelventilen.

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