Auf den Spuren des «Symposion Urbanum»

20.8.2009, 00:00 Uhr
Auf den Spuren des «Symposion Urbanum»

© Sippel

Albrecht Dürer, der Tausendsassa. 1471 wurde der Maler, Mathematiker und Kunsttheoretiker in Nürnberg geboren. 1971, anlässlich seines 500. Geburtstages, rief die Stadt das Dürer-Jahr aus. Einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance sollte Kunstschaffende und Kunstinteressierte aus der ganzen Welt nach Nürnberg locken.

Doch nicht nur der große Dürer reizte. Hans Friedrich Defet, genannt Hansfried, gründete mit einigen Kunstverbundenen einen Verein, das «Symposion Urbanum». Die Idee: Kunstwerke sollten im öffentlichen Raum geschaffen und an Ort und Stelle ausgestellt werden. «Beiträge der Gegenwartskunst als Stein des Anstoßes» nennt Defet heute das damalige Projekt. Mit Hilfe von Sponsoren und Spenden führte der Verein im Dürer-Jahr über 30 internationale Bildhauer in Frankens Metropole zusammen. Im Stadtbild Nürnbergs sind noch einige Spuren erkennbar.

Eines der bekanntesten Werke von damals steht vor dem Rathaus am Hauptmarkt, der sogenannte Prantl-Stein. Ein schwarzer Granitblock mit Wölbungen und Einbuchtungen, der sinnlichen Reiz versprüht und durch seine glatte Oberfläche die naive Freude des Tastens erlebbar macht.

«Diese Steine aus Norwegen sind sehr hart, doch wenn man sie abschleift, entwickeln sie einen unheimlichen Glanz», erläutert Hansfried Defet das Material. Zum österreichischen Künstler meint er: «Prantl ist ein religiöser Mann gewesen. Das zeigt sich besonders an den eingravierten Ketten und deren Bänderungen. Sie erinnern an Rosenkränze.»

Eine weitere Arbeit des Symposions steht im Schmuckhof an der Plobenhofstraße. Der Schweizer Raffael Benazzi entwarf dort eine Plastik, welche Rundungen und Höhlungen im Zusammenspiel vereint. «Es wurde aus einem einzigen Eichenstamm aus dem Spessart hergestellt. Benazzi bearbeitete das Holz unter anderem mit einer Kettensäge. Es gab große Fontänen von Spänen, die die Zuschauer auseinanderstieben ließen», erinnert sich Defet.

Je länger seine Führung dauert, desto mehr schwelgt der prominente Sammler in Erinnerungen. Die symmetrische Figur des japanischen Künstlers Hajime Togashi am Hallplatz ruft ihm allerdings auch ins Gedächtnis, dass nicht alle Nürnberger mit den Ergebnissen des «Symposion Urbanum» zufrieden waren. «Es gab viele Querelen, die uns zu schaffen machten. Einige Sponsoren und auch Teile der Nürnberger Presse kritisierten uns, aber auch die Stadtverwaltung trug vieles nicht», erklärt er seinen Zuhörern und nennt als Beispiel die spätere Deplatzierung des vom Japaner entworfenen zwei Tonnen schweren Granitblocks, welcher einst mitten auf der Pfannenschmiedsgasse stand.

Das Werk des Kölners Ansgar Nierhoff an der Frauentormauer bezeichnet Defet als «provokant». Nierhoffs Arbeit zeigt stählerne Schleppnetze. Sie scheinen zwei große Objekte gefangen zu haben. Es liefert die Assoziationen von Geld und Konsum mit der verbundenen Aufgeblasenheit. Geplant war das Objekt damals in der Fußgängerzone zwischen Hertie und Kaufhof. Es scheiterte am Einspruch der Feuerpolizei. «Der gesellschaftliche Druck», erklärt Defet, «war damals schon erheblich.»

Doch fragt man den heute 82-Jährigen nach den einstigen Zielen des Symposions, so bekommt er wieder dieses zufriedene Lächeln im Gesicht: «Damals dachten wir, wenn fünf oder sechs Werke übrigbleiben, dann hat es sich gelohnt.» Trotz des öffentlichen Anstoßes: Viele der Skulpturen stehen weiterhin in Nürnbergs öffentlichem Raum, womöglich gar weitere 38 Jahre.

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