Fliegen Flugzeuge in Richtung der Erddrehung schneller?

Nürnberg - Gerade weil man es kaum erwarten kann, endlich in Italien am Strand zu liegen, scheint die Autofahrt in Richtung Urlaubsziel oft kaum zu vergehen. Der Rückweg kommt einem dafür meist kürzer vor. Doch das ist nur Einbildung, wegen der vertrauten Umgebung auf den letzten Kilometern. Im Flugzeug trügt der Schein nicht. Der Rückflug geht schneller als der Hinflug – zumindest, wenn man in Richtung Osten fliegt.

„Die Höhenwinde schieben das Flugzeug von Westen nach Osten“, sagt der Verkehrsleiter des Nürnberger Flughafens. Wer von Nürnberg nach Amerika fliegen möchte, muss zwar umsteigen. Ab München aber geht es direkt: Für die knapp 6500 Kilometer nach New York braucht ein Flugzeug rund neun Stunden. Auf dem Rückweg ist es dagegen nur acht Stunden unterwegs. „In Richtung Westen dauert der Flug immer länger, nach Osten geht es schneller“, sagt der Experte.

Dabei sollte man meinen, es wäre genau umgekehrt. Wenn das Flugzeug von München nach New York fliegt, dreht sich die Erde schließlich unter ihm hinweg. Amerika kommt den Urlaubern quasi entgegen. Doch „die Erde braucht für eine Umdrehung 24 Stunden, das macht bei einem neunstündigen Flug nichts aus“, sagt der Verkehrsleiter. Auf dem Rückflug entfernt sich München zwar Stück für Stück, doch der Höhenwind hilft dem Flugzeug, trotzdem schneller anzukommen.

Jetstream heißen die starken Winde, die in bis zu 18 Kilometern Höhe über die Erde hinwegsausen. Sie wehen mit rund 200 Kilometern pro Stunde, manchmal sind sogar bis zu 500 km/h drin. Die Winde entstehen durch warme Luftmassen über dem Äquator, die aufsteigen und in Richtung des Nord- und Südpols strömen, um dort wieder abzukühlen und zu sinken. Der Jetstream verleiht den Flugzeugen entweder Rücken- oder Gegenwind.

„Bei kurzen, innereuropäischen Flügen fällt das nicht ins Gewicht“, sagt der Verkehrsleiter. „Doch bei einer Atlantik-Überquerung wird der Unterschied von vornherein in den Flugplan eingerechnet.“ Die Planer versuchen, ihre Flugrouten dem Verlauf des Jetstreams anzupassen. Urlauber, die gerade auf den Kanaren vor der Westküste Afrikas verweilen, fliegen bei der derzeitigen Schönwetterlage 20 Minuten kürzer nach Hause als noch auf dem Hinweg. Die Winde nehmen nicht den kürzesten Weg vom Äquator zum Pol, sondern werden durch die Erddrehung abgelenkt. So spielt doch beides zusammen.