Fotografin Verena Hennig entdeckt immer ein Motiv

9.3.2010, 00:00 Uhr
Fotografin Verena Hennig entdeckt immer ein Motiv

© Hennig

«Zum Bogenschießen bin ich durch meinen Freund gekommen», erzählt Verena: «Der ist beim Geo-Cachen zufällig auf das Trainingsgelände mit den Stofftieren gestoßen. Das macht Spaß, es ist wie Minigolfen.» Das Jagdfieber und die Freude am gelungenen Schuss kennt sie auch als Fotografin. Der strenge Winter hat sie aber zu einer überdachten Safari inspiriert: eine Expedition durch ihre Wohnung.

Kanufahrt im Bad und Lagerfeuer in der Küche

«Während dem Schneechaos habe ich mit Freunden drinnen fotografiert – eine Reise durch 75 Quadratmeter.» Mit einem raumfüllenden Kanu ging’s ins Bad, Schränke mit Gipfelkreuz galt es zu erklimmen, in der Küche wurden Zelte aufgestellt und Marshmallows am Stock vor dem offenen Backofen gegrillt.

«Für Requisiten habe ich eh’ nur wenig Geld. Also versuche ich gleich, mit möglichst einfachen Mitteln zu arbeiten», erklärt die Akademiestudentin (Klasse Girst/Felten) ihren Stil. Viele Bilder inszeniert sie mit Fundstücken aus Spielzeugläden, formt Buchstaben aus leuchtendem Knetgummi oder lässt Seifenblasen schweben. Als Models müssen die Familie und Freunde herhalten. «Wenn ich anrufe, sagen viele gleich: Hallo, wo soll ich fotografiert werden?» Ihre kleinen Geschwister klebt sie schon mal mit Tape-Bändern ans Garagentor, während Passanten über diese Anregung zur Kindererziehung jubeln.

Wenn niemand als Model zur Verfügung steht, dann macht Verena Selbstportraits. Zur Not auch 300 am Stück: «Ich bin mit Kommilitonen zu einem Foto-Festival nach Arles gefahren. Auf dem Rückweg saß ich dann hinten und habe mich furchtbar gelangweilt, ich wollte selbst ans Steuer! Diesen Frust habe ich mit einem tonlosen Schrei rausgelassen.» Und natürlich per Kamera festgehalten. Das Bild war witzig, das Licht perfekt – also hat Verena weitergemacht, bis sie glänzende Laune und Kopfweh zugleich hatte.

Ideen hat Verena Hennig immer. Und das ist auch der Grund, warum sie gerade nicht in Nürnberg weilt: «Eigentlich hätte ich im März einen großen Auftritt mit meiner Bauchtanzgruppe. Aber jetzt habe ich spontan ein Praktikum in New York bekommen!» Und zwar im Studio des Designers Stefan Sagmeister, der durch Cover für Lou Reed und die Rolling Stones bekannt ist. «Auf meine erste Bewerbung habe ich eine Absage vom Assistenten bekommen, er selbst hat meine Arbeiten gar nicht gesehen.» Also musste sie den Chef auf sich aufmerksam machen.

Ihr Plan: «Es gibt ein Bild von Sagmeister, auf dem er an einem Gurt aus einem Hochhaus-Fenster lehnt und ein Schild hält. Das wollte ich am Haus gegenüber seines Büros nachstellen, mit meiner Nummer auf dem Schild.» Umsetzen musste sie ihre Idee aber gar nicht mehr: Über zwei Ecken und Zufälle erfuhr der Designer davon, ließ sich ihre Arbeiten schicken – und war überzeugt.

So kommt es, dass Verena Hennig die Nürnberger nicht mit ihren Tanzkünsten erfreuen kann. Dafür können wir jetzt die frisch fabrizierte Homepage anschauen, die sie zusammen mit ihrer Kommilitonin Suvi Häring betreibt: www.chainsawthis.com

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