Hockey-Nationalspielerin Hannah Krüger hat große Ziele

4.8.2009, 00:00 Uhr
Hockey-Nationalspielerin Hannah Krüger hat große Ziele

© Zink

Es ist dann wohl doch die Aufregung, die dem Mittelfeld-Motor vom Bundesliga-Aufsteiger HG Nürnberg einen Streich spielt. Dabei hatte sie genau genommen drei Jahre Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Denn so lange ist es her, dass ihr damaliger Bundestrainer eine Motivations-E-Mail mit der WM als absolutem Höhepunkt verschickt hat. «Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich dabei bin, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und jetzt ist alles so nah», schüttelt Hannah ungläubig den Kopf.

Hannah, die Leitwölfin

Es hat sich viel getan in diesen drei Jahren: In der «U 21»-Nationalmannschaft avancierte Krüger zur Mannschaftsführerin, wurde Junioren-Europameisterin, debütierte vergangenen Winter sogar im A-Team. Im Verein führte die angehende Lehramts-Studentin (Chemie/Biologie) ihre Mannschaft auf dem Feld zurück in die Bundesliga, in der Halle sogar bis ins Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft. «Eigentlich hat sich nichts geändert», bleibt sie bescheiden, «Es geht immer weiter.» Eine echte Leitwölfin eben. Denn dieses Tier haben sich die deutschen Hockey-Küken zum Vorbild genommen. «Der Wolf ist ein Rudeltier, bissig und gefährlich. Genau so wollen wir auftreten, dann können wir Weltmeister werden», erklärt Krüger den Griff in die psychologische Trickkiste.

Es wird ein schweres Unterfangen, denn die große Unbekannte ist die Stärke der anderen Nationen. Im Jugendbereich findet nur alle vier Jahre ein interkontinentales Turnier statt, ansonsten steht ausschließlich europaweites Kräftemessen auf dem Programm. «Ich bin sehr gespannt auf die anderen Teams», freut sich Krüger. «Mit Argentinien wartet gleich zum Auftakt ein Gegner auf uns, der sich sicherlich ebenfalls Hoffnung auf den Titel macht. Jedes Spiel ist wie ein Halbfinale. Wenn alles passt, können wir Weltmeister werden.» Die erspielten Punkte aus der Vorrunde werden in die Zwischenrunde mitgenommen. «Bei diesem Modus muss man von Anfang an Vollgas geben, damit man sich nicht durch einen Ausrutscher alle Chancen verbaut.» Die Taschen mögen zum Bersten voll sein, ein paar Sachen müssen trotzdem mit: Bücher, Kartenspiele, DVDs und – ganz wichtig – Hannah’s Laptop. «Auf solchen Turnieren muss man ziemlich viel Zeit totschlagen», verrät Hannah augenzwinkernd. Da kommen Grüße aus der

Heimat gerade recht: «Ich freue mich riesig über E-Mails, auch wenn ich selbst eher schreibfaul bin.» Ein besonderer Glücksbringer findet sich auf keinem der Stapel. Sie sei eben nicht besonders abergläubisch, lautet die höchst Sport-untypische Antwort.

Den Luxus freier Zeit hatte Hannah nicht oft in den vergangenen Monaten. Seit April ist sie im Schnitt vier Tage die Woche mit der Nationalmannschaft unterwegs. «Ich bin froh, dass ich mir nach meinem Abitur ein Jahr Auszeit genommen habe. So konnte ich alles genießen und hatte Spaß dabei.» Es könnte durchaus noch mehr Stress auf sie zukommen – sollte sie endgültig den Sprung in den A-Kader schaffen: «Ich lasse das alles langsam auf mich zukommen. Nächstes Jahr findet die WM in Argentinien statt, und ich erwarte nicht wirklich, da dabei zu sein.» Vorher geht es allerdings, gleich im Anschluss an die WM, mit der Familie und Freund Peter in den Urlaub in die USA, am Besten mit der Goldmedaille. «Ausruhen» und «Schnorcheln» lauten die bescheidenen Ziele.

Gleich nach ihrer Rückkehr wartet der harte Bundesliga-Alltag auf Hannah. Vor zwei Jahren stiegen die Frauen aus Buchenbühl sang- und klanglos bereits nach einer Saison wieder ab. Im zweiten Anlauf soll es anders laufen: «Ich bin sehr gespannt», gibt sich Krüger kämpferisch, «Es wird mit Sicherheit wieder hart, wir werden gegen den Abstieg kämpfen. Aber in den letzten Jahren sind wir als Mannschaft gereift, und ich bin mir sicher, dass wir uns mit einigen Mannschaften messen können.»

Keine Kommentare